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Frank Stronach sieht sein Projekt wachsen.

Foto: APA/ Schlager

"Es wird die Austria geben, und es wird alle anderen geben." Peter Vogl ist ein ehrenwerter oberösterreichischer Anwalt, Vizepräsident von Ried, wo praktisch nur Österreicher Fußball spielen. Das ist ungewöhnlich und gar nicht so unerfolgreich, es ist ein Modell, das von Frank Stronach, dem für weitere vier Jahre wiedergewählten Präsidenten der Fußball-Bundesliga, in der Hauptversammlung am Donnerstag ausdrücklich gelobt und als Vorbild für die Vereine der obersten Spielklasse hingestellt wurde. Nicht für alle, für alle Neune. Der eine Verein, der sich über das ab sofort gültige österreichische Mittelmaß erheben wird, ist die Austria. Der ermöglicht Stronach ein Jahresbudget von "25 Millionen im Jahr, wer hat schon so viel Geld", sagte Stronach den Klubpräsidenten, solcherart den entscheidenden Unterschied, nämlich den zwischen dem, der entscheidet, und denen, über die entscheiden wird, vor Augen führend.

Peter Vogl ist aber nicht nur ein Anwalt und Klubfunktionär mit eiserner Entschlossenheit zur Realität, er ist seit Donnerstag auch Vizepräsident der T-Mobile-Bundesliga. Nicht weil Vogl, wie viele gerne glauben, ein Büttel und Auftragsnehmer der Magna sei, Vogls Anwaltskanzlei arbeitet auch für Magna und einige ihrer unzähligen Betriebe und Projekte. Vogl wurde von Stronach auch deswegen forciert, weil der Anwalt sich mit der Entwicklung der Liga beschäftigt hat wie kaum ein Zweiter, wesentliche Vorschläge zum Profisportgesetz und zur Kollektivvertragsfähigkeit der Fußballer stammen von ihm.

Gebot der Vernunft

Vogl ist der Meinung, dass Österreichs Liga den zweiten Champions-League-Platz verlieren könnte, also ist es ein Gebot der Vernunft, einzusehen, dass die Austria sich mit Stronachs Geld auf diese Schiene begibt, während alle anderen in Erkenntnis ihrer Chancenlosigkeit (der UEFA-Cup ist ein Groschengeschäft, größerer Investition nicht wert) sich mit dem kleinen Teich Österreich zufrieden geben und die bisher üblichen halsbrecherischen Investitionen scheuen sollten.

Was die einen als Abschied vom Größenwahn bezeichnen, setzt Stronach in die Lage, mit der Bundesliga zu verfahren, wie er das schon vor vier Jahren wollte. Peter Westenthaler, der ehemalige FP-Klubobmann, nach Stronachs Definition wohl ein Lobbyist, der die Politik (günstigere Wettbewerbsgesetze, beispielsweise Teilhabe an den Privilegien des pseudostaatlichen Glücksspielmonopols, Steuerreduzierung für Sportler und Investoren) und Wirtschaft (Risikokapital, Werbekapital) den Bedürfnissen des Fußballs und Sports im Allgemeinen gewogen stimmen soll, steht auch als Helfer dem zweiten Anlauf für einen TV-Wettkanal zur Verfügung.

"In eineinhalb Jahren" will Stronach wenn möglich mit der Lotto-Toto-Verwaltung und dem ORF gemeinsam einen Sport-Wett-Kanal installiert haben. Am Donnerstag gab er zum ersten Mal bekannt, dass er seit dem Scheitern seines ersten Anlaufes vor drei Jahren die einschlägigen Pläne keineswegs aufgegeben hat. Stronach: "Das wäre gut für den Sport, eine weitere Einnahmequelle. Wir haben ja schon einen Wettkanal."

Die Zeitzone Europa

In Amerika hat sich Stronach am Pferde-Wettkanal, der auch aus dem Programm seiner Rennbahnen gespeist wird, massiv beteiligt, jetzt braucht er Programme, um die Zeitzone Europa belegen zu können. Zwar hat er noch nicht mit anderen Sportarten wie Volleyball oder Tennis gesprochen, aber das ist nur eine Frage der Zeit, und warum sollen sie ablehnen, wenn sie plötzlich fürs TV interessant sind und noch dazu Geld dafür bekommen? "Das wäre auch gut für den ORF", sagt Stronach. Die schöne neue Welt des österreichischen Sports wird unter Magnas Dach moderner (geführt wie eine Firma, die Nachwuchsförderung ist die Forschungsabteilung), gesünder (Sport macht laut Stronach alle Probleme der Jugend wie Drogen gut), lukrativer (Unternehmer treffen die Entscheidungen, keine ehrenamtlichen Funktionäre) sein.

Das ist keine ideologische Frage, das ist eine Richtungsentscheidung, als Vorbild dient das US-Modell mit seiner extremen Heldenverehrung und Anbetung des Geldes: Michael Jordan verdient mehr Geld, als der ORF umsetzt. Allerdings muss die Frage erlaubt sein, ob allen Beteiligten bewusst und recht ist, wohin die Reise geht. (STANDARD, PRINTAUSGABE 7./8.12. 2002)