Kabul/Washington - Unter dem Schutz amerikanischer und britischer Truppen sollen US-Ingenieure, Diplomaten und Mitarbeiter der Regierungsorganisation USAID auf afghanische Städte verteilt werden und den Wiederaufbau des größtenteils von rivalisierenden Kriegsherren kontrollierten Landes einleiten. Bereits im Jänner soll das erste Kontingent einer Schutztruppe in Gardez im Osten Afghanistans landen.

Einem Bericht des pakistanischen Journalisten und Afghanistankenners Ahmed Raschid in Eurasianet zufolge plant das US-Verteidigungsministerium die Einrichtung von 13 solcher Schutzzonen. Das Projekt, das auch nach einem möglichen Krieg im Irak Anwendung finden soll, brauche noch die Zustimmung von US-Präsident George W. Bush.

Wechsel der US-Politik

Der Aufbau von Schutzzonen in Afghanistan würde einen Wechsel der US-Politik bedeuten, die seit dem Luftkrieg im Oktober 2001 auf die Verfolgung von Taliban- und Al-Qa'ida-Kämpfern fixiert war. Zusätzlich zu den gegenwärtig rund 60 Soldaten des US-Verteidigungsministeriums, die in Afghanistans Provinzen den Bau von Brücken oder Schulen organisieren, sollen nach Rashids Informationen 200 bis 300 Soldaten stationiert werden. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen kritisieren allerdings regelmäßig den Einsatz der bewaffneten und uniformierten Aufbauhelfer des Pentagon. Dies führe zu Verwechslungen und gefährde in Krisenregionen das Leben ziviler Aufbauhelfer.

Auch UN-Vertreter in Kabul zeigten sich eher skeptisch, weil der Bestand der geplanten Schutzzonen von der Gunst der Kriegsherren abhinge. Die sollen nach Vorstellungen von Afghanistans Staatschef Hamid Karsai ihre Milizen innerhalb eines Jahres dem Kommando der Regierungsarmee unterstellen. (DER STANDARD, Printausgabe, 7.12./8.12.2002)