Belgrad - Die Verfassungskommission der jugoslawischen Teilrepubliken Serbien und Montenegro hat am Freitag die Arbeit an dem Verfassungsentwurf für den neuen Staatenbund beendet, der die bisherige Bundesrepublik Jugoslawien ersetzen soll. Die beiden Republiken stünden nun "am Anfang der Errichtung eines Hauses, das genug Platz für zwei Familien bietet", sagte das serbische Kommissionsmitglied Dragan Jocic am Freitag in Belgrad. Wie der Belgrader Sender "B-92" am Abend berichtete, werden die Institutionen der neuen Staatengemeinschaft bis Ende Jänner 2003 funktionsfähig sein. Die Verhandlungen der Kommission hatten mit mehr als sechs Monaten unerwartet lange gedauert. Ursprünglich war die Einigung auf die gemeinsame Verfassung bereits für Juni vorgesehen. Die Verfassung muss noch von den Parlamenten der beiden Teilrepubliken ratifiziert werden. Dies könnte laut "B-92" innerhalb von zehn bis 15 Tagen geschehen. Das jugoslawische Parlament werde die Verfassung anschließend verkünden. In der neuen Konföderation haben beide Länder einen Sitz bei den Vereinten Nationen und eine minimale Bundesverwaltung für die gemeinsame Außen- und Verteidigungspolitik. Währung, Zollsystem und Wirtschaftspolitik werden aber künftig in eigener Regie betrieben. Strittig war zuletzt noch die Besetzung des gemeinsamen Parlaments. Montenegro stimmte jetzt zu, dass sie zuerst von den Republiken entsandt werden sollen und später, möglicherweise nach zwei Jahren, direkt vom Volk gewählt werden. Die mit der vollständigen Unabhängigkeit liebäugelnde Regierung Montenegros hatte der Gründung eines neuen Staatenbunds "Serbien und Montenegro" im März nur unter Druck der EU zugestimmt. Drei Jahre nach der Gründung sollen die Teilrepubliken über ihre Unabhängigkeit entscheiden können. Die derzeit noch bestehende Bundesrepublik Jugoslawien war 1992 unter der Ägide des damaligen Machthabers Slobodan Milosevic gegründet worden, nachdem sich vier der sechs jugoslawischen Teilrepubliken von Belgrad losgesagt hatten. Die Staatengemeinschaft "Serbien und Montenegro" wird künftig einen Präsidenten haben, der gleichzeitig als Regierungschef ein Kabinett mit fünf Mitglieder leiten wird. Dazu kommen ein gemeinsames Parlament und ein Gericht. Der Staatspräsident wird gemeinsam mit den Präsidenten der beiden Mitgliedstaaten den Obersten Verteidigungsrat bilden, der den Oberbefehl über die Streitkräfte innehat. Durch die Umbildung sollen 7.000 der bisher 10.000 jugoslawischen Staatsangestellten überflüssig werden. Die Mehrheit von ihnen soll allerdings in den Institutionen der beiden Teilrepubliken einen neuen Job finden. (APA/AP/Tanjug)