Rasende Eifersucht und Schulden: Deshalb sprachen am vergangenen Wochenende in Wien-Ottakring die Pistolen. Eine Frau wurde vor den Augen ihrer Kinder getötet. Die Schützen stellten sich inzwischen der Polizei.

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Wien - Gestritten und geschrien wurde in der Familie oft, zuletzt "wurde es immer ärger", wie die Hausmeisterin darlegte. Am Wochenende endete das Drama einer Ehe in Wien-Ottakring mit dem Tod der Frau. Der Mann stellte sich der Polizei.

Der 40-jährige aus der Türkei stammende Österreicher Mustafa G. erschoss seine Frau Sahide am Samstag vor den Augen der gemeinsamen Töchter. Die Mädchen sind neun und zehn Jahre alt. Er brachte die Mädchen danach zu seinem Bruder, dann meldete er sich bei der Polizei und gestand das Verbrechen.

Der 13-jährige Sohn des Paares war einkaufen, als sich die Tragödie ereignete. Als der Bub nach Hause in die Wohnung in der Lorenz-Mandl-Gasse kam, fand er dort nur noch seine sterbende Mutter vor.

Die Kriminalisten sehen als Motiv die sich schon lange hinziehenden Konflikte des Paares an. Mehrfach war es bereits zu Polizeieinsätzen wegen Auseinandersetzungen in der Familie gekommen, der Ehemann war auch bereits aus der Wohnung gewiesen worden. Mustafa G. gilt als extrem eifersüchtig. "Mein Mann durfte Sahide nicht einmal grüßen", verdeutlichte eine Hausbewohnerin die Situation am Samstag. Der 13-jährige Bub war davor auch Augenzeuge bei einer anderen familiären Auseinandersetzung in Ottakring, im Verlauf derer zwei Männer durch Schüsse auf offener Straße schwer verletzt wurden. Es ging dabei um Geld. Der 54-jährige Kurde, der am Freitag vor einer Pizzeria in der Friedmanngasse zur Waffe gegriffen hatte, stellte sich inzwischen der Polizei; Haydat S. will in Notwehr geschossen haben. Zeugenaussagen und Tatortspuren sprechen allerdings dagegen.

Es ging um 20.000 Euro, die bei der Hochzeit des Sohnes des Verdächtigen Ende Oktober für das Brautpaar gesammelt wurden. Haydat S. sollte das Geld verwahren, er dürfte damit jedoch Geschäftsschulden beglichen haben.

Der Vater der Braut und sein Sohn stellten den Mann am Freitag deshalb zur Rede. Der Streit wurde heftig, nach Angaben von Haydat S. legten seine Kontrahenten plötzlich eine Pistole auf den Tisch - er habe die Waffe ergriffen und sei davongerannt.

Seine Widersacher hätten ihn verfolgt, vor der Pizzeria gestellt und dort auf ihn geschossen. In Notwehr will Haydat S. ebenfalls abgedrückt haben. Am Tatort wurden allerdings nur Projektile aus einer Waffe gefunden. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.12.2002)