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apa/schlager
Salzburg - Ein selbstkritischer Parteichef Herbert Haupt hat am Sonntag in seiner rund 65-minütigen Rede vor dem freiheitlichen Parteitag in Salzburg seine Partei zu Geschlossenheit aufgerufen. Die größte Niederlage habe sich die FPÖ selbst bereitet, so Haupt. Als Konsequenz forderte er, Meinungsunterschiede künftig in den Gremien auszutragen. In aller Klarheit sprach er sich für eine weitere Regierungsbeteiligung der Freiheitlichen aus. Rahmenbedingungen wie sie 1986 am Beginn des Aufstiegs der Freiheitlichen gestanden seien, werde man nicht mehr vorfinden. "Haider ist weg" Haupt bekräftigte auch, dass sich der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider aus der Bundespolitik zurück gezogen habe. Dieser werde nun von den Medien als "Buhmann der Nation" dargestellt. "Aber Hand aufs Herz: Haben nicht auch wir in den Führungsgremien hier einen entscheidenden Anteil." Solange es aufwärts gegangen sei, habe es "keine abweichenden Meinungen" gegeben, betonte er. Nun folge der Rückzug Haiders von der Bundesebene: "Er wird uns damit den Weg frei machen, mit eigenen Überlegungen die Zukunft Österreichs zu erreichen." Als Zeichen dafür sei Haider auch nicht zum Parteitag gekommen. Landeshauptmann bleibe er aber. Er werde sich in dieser Funktion auch nach wie vor zu Wort melden. Und im Unterschied zu den Aussagen anderer Landeshauptleute seien seine Aussagen immer auf der Basis des Regierungsprogramms gestanden. "Zukunftsgremium" Für die weitere Entwicklung der FPÖ will Haupt ein "Zukunftsgremium" einsetzen, dem er selbst formell vorsteht. Tatsächlich die Führung übernehmen sollen aber Justizminister Dieter Böhmdorfer, die Landesobleute von Kärnten und Oberösterreich, Martin Strutz und Günter Steinkellner, sowie die stellvertretende Parteiobfrau Magda Bleckmann. Eingebunden sein sollen alle Landesgruppen und ausdrücklich auch die Vertreter der jeweiligen Minderheitsmeinung in den Landesgruppen. Im Jänner will man sich dann statt des Neujahrstreffen eineinhalb Tage zu einer Klausur. Dann solle die FPÖ wieder eine "geschlossene und einheitliche Partei" sein, hofft Haupt. Die FPÖ muss sich nach Ansicht Haupts auch als "lernfähige Partei" zeigen: "Die Zeit, wo man den Menschen das Blaue vom Himmel versprechen kann, obwohl die Staatskassen leer sind, sind vorbei. Machen wir nicht mehr den Fehler, den Menschen mehr zu versprechen, als wir erfüllen können." Offenbar hat die Partei nach Ansicht ihres Obmanns zuletzt auch zu wenig auf die Basis gehört: "Hören wir wieder mehr auf unsere Mitmenschen und hören wir wieder mehr auf unsere Bürger." Die Freiheitliche Partei habe jedenfalls vieles überlebt: Ausgrenzung in Österreich und Europa, Kritik und "Diffamierungen" im Zusammenhang mit der Briefbombenserie sowie das Lichtermeer und die Kritik am Ausländervolksbegehren. "Das, was wir fast nicht überlebt haben, ist die Kritik aus der eigenen Partei. Hören wir auf zu streiten. Wir haben Meinungsfreiheit, aber Meinungsfreiheit in den Gremien. Meinungsfreiheit kann es auch nicht sein, dass der, der am lautesten schreit, am lautesten belohnt wird." Appell an Delegierte für Zustimmung zu Raschhofer als EU-Koordinatorin Herbert Haupt betonte am Sonntag in seiner Rede vor dem FPÖ-Sonderparteitag, er sei - im Gegensatz zu manchen anderen - noch jetzt der Meinung, dass die FPÖ vor drei Jahren keine andere Chance gehabt habe, als die "staatspolitische Verantwortung zu übernehmen" und in die Regierung einzutreten. Die FPÖ sei der "Reformmotor" gewesen. Auch jetzt solle die FPÖ wieder in eine Koalition: "Ich glaube, dass die Tür, die offen ist, von uns Freiheitlichen nicht zugeschlagen werden soll." Und: "Ich will diesen Weg der Erneuerung Österreichs fortsetzen:" "Manche träumen von der Opposition", räumte Haupt ein, dass seine Meinung in der Partei nicht von allen geteilt werde. Aber: Die jetzigen Rahmenbedingungen würden einen Aufstieg wie nach 1986 nicht mehr zulassen. Im Fall einer großen Koalition etwa sei eine Rückkehr zum früheren Wahlrecht zu befürchten, nach dem kleine Parteien doppelt so viele Stimmen für ein Mandat brauchen als große. Und bei Schwarz-Grün könne die FPÖ wegen der Geschäftsordnung des Nationalrats in der Opposition hinter der 36 Prozent-Partei SPÖ nur zweiter sein. Die FPÖ habe bisher jedenfalls als einzige Partei mit der ÖVP vier Verhandlungsgruppen eingesetzt, dennoch werde der Verhandlungsweg ein "dorniger" werden. Haupt räumte auch eigene inhaltliche Fehler - etwa bei der Ambulanzgebühr - ein: "Es muss Schluss sein, die eigenen Fehler zu behübschen und zu beschönigen. Die Menschen in der Republik verzeihen Fehler, wenn sie aus eigenem Bemühen und Arbeit gemacht wurden." Sehr viel Zeit verwendet hat Haupt nach eigenen Aussagen auf Gespräche mit der EU-Delegationsleiterin Daniela Raschhofer. Sie soll nach seinen Vorstellungen künftig die Koordination für EU-Angelegenheiten in der FPÖ übernehmen. Der Vorarlberger Abgeordnete Reinhard Bösch solle diese Koordination für Fragen des EU-Konvents wahrnehmen. Haupt appellierte an die Delegierten, diese Entscheidung auch mit zu tragen. Inhaltlich betonte Haupt, die FPÖ wolle Politik für den Mittelstand machen. Karl Heinz Grasser habe Politik für die Industrie gemacht. (APA)