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Herbert Haupt mir Bär, Eule und Hund nach der Wahl.

Foto: REUTERS/Leonhard Foeger

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Werben um Vertrauen und für Reformen: Karl Schweitzer, Max Walch, Herbert haupt, Magda Bleckmann und Thomas Prinzhorn beim Absingen der Bundeshymne.

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Die Parteispaltung wurde vermieden, eine Gegenkandidatur auch - und Haupt am Sonderparteitag in Salzburg zum Obmann gewählt. Ein Gremium soll sich bis Jänner über die Zukunft der FPÖ Gedanken machen - bis dahin sind auch die umstrittenen Personalentscheidungen vertagt.

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Ein großer Knuddelbär. Ein treuherziger Hund. Und eine Eule. - Drei Kuscheltiere hat der Gastgeber, der Salzburger FPÖ-Chef Karl Schnell, Herbert Haupt als Anfangsgeschenk überreicht - auf dass Haupt stark wie ein Bär, treu wie ein Hund und weise wie eine Eule sein möge.

Trotz dieser Kuscheltiere - kuschelige Atmosphäre kam am Sonntag beim Sonderparteitag der FPÖ in Salzburg nicht auf. Zu gespalten ist die Partei nach all den Streitereien der vergangenen Monate, zu tief sind die Gräben zwischen den einzelnen Lagern.

Gugerbauer fehlte

Zu einer Gegenkandidatur gegen Herbert Haupt ist es zwar nicht gekommen, Norbert Gugerbauer ist dem Parteitag ferngeblieben - Herbert Haupt tat sich aber dennoch schwer, die Lager hinter sich zu vereinen.

Gelungen ist ihm das mit einer Vertagung der personellen Konflikte: Über seine Stellvertreter, etwa über die umstrittene Magda Bleckmann und Thomas Prinzhorn, soll erst bei einer Klausur im Jänner entschieden werden. Detto über die Generalsekretäre: Haupts Versuch, eine der Hauptkritikerinnen - die EU-Abgeordnete Daniela Raschhofer - als Generalsekretärin zu installieren, scheiterte vorerst am Samstagabend in den Parteigremien.

Umso heftiger warb Haupt am Sonntag beim Parteitag um die Unterstützung Raschhofers als EU-Koordinatorin. Wie er sich generell sehr um Geschlossenheit in der FPÖ bemühte. Eine "Erklärung der Freiheitlichen Einigkeit" hatten die 673 Delegierten in ihren Mappen - und um diese Einigkeit buhlte Haupt auch in seiner mehr als einstündigen Parteitagsrede.

Selbstgeißelung

Einer Rede, die selbstkritisch ausfiel: "Die größte Niederlage haben wir uns selbst zugefügt. Wir Spitzenfunktionäre haben versagt", donnerte er in die Salzburger Messehalle - und erhielt für solche Selbstgeißelungen genau so viel Applaus wie für das Eingeständnis, dass die Spitze die wirklich einfachen Parteimitglieder vernachlässigt habe: "Wir haben die Verbindung zur Basis verloren." Selbstkritik, die Haupt als Appell verstanden wissen wollte: "Es muss Schluss sein, die eigenen Fehler zu behübschen." Mit etwas anderem müsse aber auch Schluss sein, forderte Haupt: mit Kritik an der FPÖ. Meinungsunterschiede müssten in den Gremien ausgetragen werden. Etwa im "Zukunftsgremium", das Justizminister Dieter Böhmdorfer, Oberösterreichs FPÖ-Chef Günter Steinkellner und Magda Bleckmann leiten, um die Klausur im Jänner vorzubereiten. Peinlicherweise vergaß Haupt, ein weiteres Mitglied des Gremiums aufzuzählen - den Kärntner FPÖ-Chef Martin Strutz. Ein Fehler, den er nach seiner Rede korrigierte.

Haiders Rückzug

Einem anderen Kärntner streute er gleich Rosen: Jörg Haider. Dieser werde als "Buhmann" dargestellt, und das sei unfair: "Haben nicht wir in den Führungsgremien einen entscheidenden Anteil? Solange es aufwärts ging mit Haider, gab es keine abweichenden Meinungen." Erst jetzt gebe es Kritik. Dabei habe Jörg Haider wie jeder Landeshauptmann der SP oder VP das Recht auf seine Meinung.

Trotz dieser Verteidigung Haiders bekräftigte Haupt, dass sich der Altvater der FPÖ aus der Bundespolitik zurückgezogen habe und als Zeichen dafür nicht zum Parteitag gekommen sei: "Er wird uns damit den Weg frei machen, mit eigenen Überlegungen die Zukunft zu erreichen."

Und wie diese Überlegungen umgesetzt werden sollen, ist zumindest für Haupt klar: "Wir werden in der Regierung viel stärker sein als eine Zehn-Prozent-Partei in der Opposition." Dieser Weg, trotz der Wahlniederlage noch einmal in eine Koalition zu gehen, ist parteiintern umstritten - sehen doch einige in der FPÖ das Heil eher in der Opposition.

Denen hielt Haupt aber entgegen: Bedingungen wie 1986, als der Aufstieg der Freiheitlichen begann, werden "wir nicht mehr vorfinden". Der Weg in die Regierung könne aber nur unter einer Bedingung erfolgreich sein: "Die Zeit, wo man den Menschen das Blaue vom Himmel versprechen konnte, ist vorbei. Wir dürfen nicht mehr den Fehler machen, den Menschen mehr zu versprechen, als wir halten können."

Ob die ÖVP diesem Regierungsangebot der FPÖ folgen wird, ist fraglich. Auch in der FPÖ sind nicht alle begeistert - wie in der Debatte deutlich wurde. Fast vier Stunden diskutierten die Delegierten nach Haupts Rede, und auch hier wurden die Lager deutlich: Einige verteidigten Knittelfeld, andere kritisierten es. Aber trotz aller Lager versammelte sich die FPÖ dann hinter Haupt - und wählte ihn mit 87,8 Prozent zum Parteiobmann. Das ist ein schlechteres Resultat, als er als Stellvertreter von Mathias Reichhold bekommen hat - angesichts der Streitereien aber ein beachtliches Ergebnis.

Und nicht unzufrieden schloss Haupt den Parteitag so: "Es ist gut, dass es kein Köpferollen gegeben hat."

Möglicherweise ist auch das Köpferollen bis zur Klausur im Jänner vertagt. (DER STANDARD, Printausgabe, 9.12.2002)