Eisblumen können an den Fensterscheiben wachsen..

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Wien - Wie jede ausgeprägte Wetterlage stellen auch die derzeit herrschenden Bibbertemperaturen die Betroffenen vor paradoxe Situationen. So verzögerte sich in Wien-Kaisermühlen am Montag ein Löscheinsatz der Feuerwehr wegen der extremen Kälte. Die Feuerwehr war zu einem Wohnungsbrand nahe der Uno-City gerufen worden: Ein Fernsehapparat hatte kurz nach acht Uhr morgens Feuer gefangen. Doch dann ließen sich zwei Steckpoller - Sperren, die im Ernstfall rasch entfernbar sein sollten - nicht manipulieren: vereist. Mit einigem Zeitverlust erreichten die Einsatzkräfte den nächstgelegenen Hydranten, um die Steigleitung zu füllen. Doch das ging nicht - zugefroren. Resultat: In der brennenden Wohnung erstickten mehrere Kleintiere, erst um neun Uhr hieß es "Brand aus". Dabei war es in Wien gar nicht am allerkältesten. Den österreichweiten Minusrekord holte sich - der Fama getreu - das Waldviertel, konkret die Gemeinde Allensteig mit elf Grad unter null. Vergleichsweise "warm" war es da im Westen mit minus vier bis minus sechs Grad. Doch nur, solange der Wind nicht wehte, der bei einer Geschwindigkeit von 32 Stundenkilometern schon "laue" Minus ein Grad wie minus 15 Grad wirken lässt. Kein Wunder also, dass die Zahl von Krankmeldungen aus Husten-, Schnupfen-, Heiserkeitsgründen hochschnellte. Doch die Ärzte sehen das anders. Zwar gebe es in der Winterzeit mehr Verkühlungen. Mit der Kälte an sich habe diese Häufung jedoch nichts zu tun. Vielmehr hapere es im Verkühlungsfall mit den Abwehrkräften des Darniederliegenden. Und Abwehrkräfte, so der Allgemeinmediziner Helge Richter, würden vor allem durch chronischen Entzündungen an den Mandeln oder an den Zähnen geschwächt. Autobatterien erfrieren Unerfreulich wirkt sich das Polarklima auch auf die Autofahrer aus: Weil die Kälte ihre Autobatterien zum "Erfrieren" bringt. Von Tirol und Vorarlberg abgesehen steht heimischen Pannenhelfern deshalb seit Samstag der Schweiß auf der Stirn. "Unsere Mitarbeiter sind im Dauereinsatz", berichtet Gerhard Samek von der ÖAMTC-Pannenhilfe für Wien, Niederösterreich und das Burgenland. Allein im Frühverkehr am Montag bis 10 Uhr vormittags mussten rund 100 Motoraufwecker im Osten Österreichs 600-mal ausfahren. In 85 Prozent der Fälle handelte es sich um Starthilfe. In der Steiermark und in Kärnten riefen stündlich 120 Autofahrer beim Pannendienst an, in Oberösterreich und in Salzburg gingen pro Stunde 150 Anrufe ein. Kalt lässt die Kälte indes die Tiere im Wiener Zoo Schönbrunn. Nur Giraffen und Elefanten hätten derzeit jedoch Ausgangsverbot, erläutert Tiergartensprecherin Barbara Sommersacher. Da es in Schönbrunn - anders als in anderen Zoos - keine (vereisenden) Wassergräben gebe, die Mensch und Tier trennten, seien Winterspaziergänge bei Pantern, Tigern und anderen Raubtieren risikolos. Für die Besucher nämlich. Die extrem niedrigen Temperaturen bleiben uns indes in den nächsten Tagen erhalten. Vom Norden und Osten aus werde die Kälte langsam bis in den Westen und Süden sickern, sagen die Meteorologen. In inneralpinen Regionen wie dem Ennstal könne das Quecksilber auf bis zu minus 20 Grad sinken. Dazu werde die Sonne scheinen. (bri; DER STANDARD, Printausgabe, 10.12.2002)