Berlin - Im Prozess um den spektakulären Kunstdiebstahl von Gemälden aus dem Berliner Brücke-Museum ist einer der Diebe am Montag vor dem Berliner Landgericht zu fünf Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt worden. Ein Komplize, der beim Absatz der Gemälde helfen sollte, erhielt wegen Hehlerei zwei Jahre Haft auf Bewährung. Bei dem Einbruch waren am 20. April 2002 neun Werke bekannter Expressionisten im Wert von 3,6 Millionen Euro gestohlen worden. Die Gemälde wurden sichergestellt.

Bei dem Einbruch hatten die Täter am 20. April 2002 frühmorgens die Alarmanlage überlistet und neun Werke der Expressionisten Erich Heckel, Emil Nolde, Ernst-Ludwig Kirchner und Max Pechstein im Wert von rund 3,6 Millionen Euro gestohlen. Sämtliche Gemälde wurden im Mai in einer Berliner Wohnung sichergestellt. Pechsteins "Junges Mädchen" im Wert von 250.000 Euro war in zwei Teile zerschnitten.

Museum so schlecht gesichert wie eine Privatvilla

Der geständige Dieb sagte vor Gericht, er wisse nicht, wer das Bild beschädigt habe, er sei schockiert gewesen. Der Angeklagte dachte, er breche in eine Privatvilla ein. "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Museum mit so wertvollen Bildern so schlecht gesichert ist", erklärte der gelernte Maschinenschlosser.

Der andere Angeklagte sollte nach seiner Version 20.000 Euro für seine Vermittlung beim Verkauf der Bilder bekommen. Ein inzwischen geflohener Komplize habe ihn gebeten, einen Käufer zu suchen, sagte er. Der Bekannte habe einen Preis von 700.000 Euro genannt. Der ursprüngliche Interessent, ein Millionär aus Frankfurt, sei abgesprungen, habe man ihm erzählt.

Alarmanlage mit Pappe und Schaum außer Gefecht gesetzt

Zwei der Angeklagten, im Alter von 24 und 28 Jahren, haben zunächst die Aussage verweigert. Der Prozess gegen sie wird kommende Woche fortgesetzt. Bei dem Jüngeren waren die Gemälde gefunden worden.

Das 1967 eröffnete Brücke-Museum besitzt eine der umfangreichsten Sammlungen expressionistischer Künstler weltweit. Die Diebe, darunter laut Anklage auch der Geflohene, hatten die Alarmanlage der Villa mit Pappkartons und Bauschaum außer Gefecht gesetzt, bevor sie durch eingeschlagene Fenster eindrangen. (APA/dpa)