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Foto: REUTERS/Daniel Aguilar
Caracas - Angesichts der anhaltenden Proteste gegen Präsident Hugo Chavez hat die venezolanische Regierung erstmals ihre Bereitschaft zum Einlenken signalisiert. Die Führung in Caracas habe sich zu Verhandlungen über einen Zeitplan für Neuwahlen bereit erklärt, sagte der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Cesar Gaviria, am Montag (Ortszeit). Innenminister Diosdado Cabello schloss dagegen aus, dass Chavez sein Amt vorzeitig aufgeben könnte. In Caracas gingen erneut Gegner und Anhänger des Präsidenten auf die Straße. Der Chef des Erdölriesen PDVSA warnte vor den katastrophalen wirtschaftlichen Folgen des andauernden Generalstreiks. Noch sei unklar, ob die venezolanische Regierung Gespräche über eine Vorverlegung der Wahlen in das erste Quartal 2003 akzeptieren werde, sagte OAS-Chef Gaviria. Mit dieser Forderung hatte die Opposition, die von den Gewerkschaften, Arbeitgebern und Teilen der Armee unterstützt wird, vor mehr als einer Woche erfolgreich zu einem landesweiten Generalstreik aufgerufen. Für Chavez kam die Volksabstimmung bisher nicht vor August 2003 in Frage. "Wir wollen keinen Krieg" Nach Angaben von Gaviria, der in dem Konflikt eine Mittlerrolle übernommen hat, kam es in der Nacht zu Dienstag in der Hauptstadt erneut zu gewälttätigen Protesten von Gegnern und Befürwortern von Chavez. Oppositionsanhänger feuerten Schüsse auf das Gebäude eines Staatssenders ab. Anhänger des Präsidenten versammelten sich derweil vor den Büros von Chavez-kritischen Privatsendern. Innenminister Cabello unterstrich den Machtanspruch von Chavez. Diejenigen irrten, die glaubten, dass der Präsident bereits verloren habe. Die Regierung werde alle "legalen Schritte" unternehmen, um den Staatschef zu verteidigen. "Wir wollen keinen Krieg, wir wollen keine Toten. Wir favorisieren den Weg des Dialogs", bekräftigte der Minister. Doch dürfe nicht eine Minderheit den Hass in die Mehrheit tragen und so das Land ins Chaos stürzen. "NAtionales Desaster" Der Chef des größten venezolanischen Erdölunternehmens PDVSA, Ali Rodriguez, warnte die Organisatoren des Generalstreiks unterdessen vor einem "nationalen Desaster". Der Ausstand habe die Erdölförderung und Ausfuhr derzeit zum Erliegen gebracht. Falls Venezuela in diesem Monat seine vertraglich zugesicherten Lieferungen nicht einhalten könne, kämen auf das Land Strafen in Höhe von bis zu sechs Milliarden US-Dollar (Euro) zu. Rodriguez forderte die in der Erdölindustrie Beschäftigten eindringlich auf, zur Arbeit zurückzukehren. Venezuela ist bei einer Tagesproduktion von 2,5 Millionen Barrel der weltweit fünftgrößte Erdölexporteur. Aeropostal will Streik unterstützten Ungeachtet der Warnungen schlossen sich auch die Beschäftigten der größten venezolanischen Luftfahrtgesellschaft Aeropostal dem Generalstreik an. "Wir werden 60 nationale und internationale Flüge aus Unterstützung für den Streik absagen", kündigte ein Arbeitnehmervertreter an. Er forderte zugleich die zwei anderen nationalen Airlines Acerca und Avensa auf, sich dem Ausstand anzuschließen. Unterstützung erhielten die Chavez-Kritiker indirekt aus Washington. US-Außenamtssprecher Richard Boucher sprach sich für Wahlen als Teil einer Lösung der politischen Dauerkrise aus. Chavez' Position ist bereits seit Monaten umstritten: Der 48-jährige Ex-Putschist war unter dem Eindruck einer landesweiten Protestwelle im April vorübergehend zum Amtsverzicht gezwungen worden.(APA)