Wien - Die Raiffeisen Zentralbank (RZB) steigt zur Abrundung ihres Engagements in Südosteuropa nun auch in den Markt im Kosovo ein. Über die Osteuropa-Holding Raiffeisen International Beteiligungs AG (RIB) werden zunächst 76 Prozent an der American Bank of Kosovo (ABK) übernommen, der Kauf der restlichen Anteile soll bis Jahresmitte 2004 erfolgen. Gegründet wurde die mit einer Bilanzsumme von fast 46 Mio. Euro zweitgrößte Bank des Kosovo von der U.S. Agency for International Development (U.S. AID).

Die RZB sei der "Wunschpartner" der amerikanischen Verkäufer gewesen, insgesamt habe es drei Interessenten für die ABK gegeben, sagte RZB-Auslandschef Herbert Stepic am Dienstag vor Journalisten. Die RZB sei mit der Übernahme die erste westliche Bank, die in der jugoslawischen Provinz eine Mehrheitsbeteiligung erwerbe. Mit dem Kosovo werde nun die letzte Lücke am Balkan geschlossen, ausgenommen Albanien und Mazedonien, wo sich die RZB vorerst nicht engagieren will.

Neuer Markt

Der Erwerb der kosovarischen Bank von der US-Behörde sei eine "natürliche Ausweitung des Aktionsradius" der RZB zum Ausbau der führenden Position in Südosteuropa. Man gehe nun auf einen neuen Markt mit engen Beziehungen zu Jugoslawien und Bosnien-Herzegowina. Es gebe im Kosovo eine große Nachfrage nach Bankdienstleistungen sowohl von Privaten als auch von Firmenkunden, die ABK sei am Markt gut etabliert. Die Aussichten für den Kosovo seien - zwar nicht kurzfristig - aber realistisch positiv zu beurteilen, so Stepic.

Marktführerschaft im Visier

Die ABK wird bereits im ersten Quartal 2003 in Raiffeisenbank Kosovo umbenannt und soll laut Stepic innerhalb von zwei Jahren die Nummer eins werden. Die derzeit größte Bank ist die Micro Enterprise Bank, an der unter anderem die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und die deutsche Commerzbank mit jeweils rund 16 Prozent beteiligt sind. Insgesamt sind derzeit sieben Geschäftsbanken im Kosovo tätig. Der Kosovo sei sicher ein sehr schwieriger Markt, räumte Stepic ein. Außer Frage stehe jedoch die starke Nachfrage nach Bankdienstleistungen.

Schwarze Zahlen 2003

Derzeit macht die ABK noch Verluste, im kommenden Jahr sollen allerdings schon Gewinne erzielt werden. "Sehr kurzfristig" soll ein Return on Equity (ROE) von mehr als 30 Prozent erzielt werden. Die Bank sei kein "Scherbenhaufen" und habe ein gutes Wachstumspotenzial. Die Bilanzsumme lag per Ende Oktober bei 45,6 Mio. Euro. Beschäftigt sind in 16 Niederlassungen rund 280 Mitarbeiter. Seit ihrem Bestehen hat die Bank 940 Kredit mit einem Volumen von 23 Mio. Euro vergeben. Die Zahl der Privatkunden liegt bei 26.900, jene der Firmenkunden bei 20.100. (APA)