Gesundheitspolitik
Problem "Wettbewerb"
US-Sparkurs brachte mittelfristig Kostenplus
Washington - In der deutschen
Gesundheitsreformdebatte
wird oft auf die USA verwiesen. Dort gelang es in den
90er-Jahren, mit Hilfe des Effizienzprogramms "Managed
Care" die Ausgaben im Gesundheitswesen drastisch zu
dämpfen.Für "Managed Care" stellen
Gesundheitsorganisationen
(HMOs) ein Netz kostengünstiger Einrichtungen zur Verfügung. Der Patient ist nur
dann abgedeckt, wenn er diese
Ärzte und Spitäler aufsucht.
HMO-Partnern, die nicht
mehr effizient sind, droht eine
Vertragskündigung.
1990 lag der Anstieg der
Versicherungsbeiträge in den
USA noch bei 17 Prozent,
1996 sanken sie um 0,4 Prozent. Doch der Erfolg war nur
vorübergehend: Im Jahr 2000
gab es mit 17 Prozent das stärkste Ausgabenplus seit
dem Jahr 1988. Mit dafür verantwortlich sei "die Unzufriedenheit vieler Amerikaner mit
den HMOs", meint der deutsche Gesundheitsökonom an
der Princeton-Universität,
Uwe Reinhardt. In Jahren guter Konjunkturentwicklung
und des Arbeitskräftemangels
hätten die Versicherten von
ihren Arbeitgebern Verbesserungen erzwungen. Deshalb
warnt Reinhardt davor, "im
Namen des Wettbewerbs das
wunderschöne deutsche Solidaritätsprinzip in den Abfall
zu schmeißen". Immerhin verfüge jeder sechste US-Einwohner über gar keine Absicherung. Nur ein Viertel sei
bei gesetzlichen Kassen versichert - in Deutschland seien
es 90 Prozent. In Österreich
sind es übrigens fast 100 Prozent.
(bri, DER STANDARD, Print-Ausgabe vom 11.12.2002)