Mord und Totschlag sorgen seit Tagen wieder einmal verstärkt für Schlagzeilen und Wien scheint Gefahr zu laufen, den Ruf als sicherste Hauptstadt der Welt zu verlieren. Glaubt man jedoch der Polizei, dann handelt es sich bei den derzeit aktuellen Fällen (siehe nebenstehende Berichte) um einen zufälligen Wellenberg in der durchschnittlichen Kriminalitätsbelastung. Statistisch gesehen, sind schwere Verbrechen gegen Leib und Leben seit Jahren rückläufig.In Wien zeichnet sich heuer sogar die geringste Mordrate seit den 70-er Jahren ab. Bisher hatte es die Polizei mit 21 Mordfällen zu tun, im gesamten Vorjahr waren es 50. Österreichweit wurden 2001 genau 150 Morde begangen, im Vergleich zu 2000 ein Minus von zwölf Prozent. Unverändert bleibt, dass acht von zehn Morden so genannte Beziehungsverbrechen sind. Höchste Aufklärungsrate Mord hat die höchste Aufklärungsrate aller Delikte, in 95 Prozent der Fälle werden die Täter ausgeforscht. Das Strafgesetzbuch, Paragraf 75, sieht für Mord eine Mindeststrafe von zehn Jahren Haft, Höchststrafe ist "lebenslang". Auf Totschlag stehen fünf bis zehn Jahre. Anzeigen wegen strafbarer Handlungen gegen Leib und Leben sind generell rückläufig: 80.247 Anzeigen waren es 2001, ein Jahr davor immerhin um ein Fünftel mehr. Davon stellten rund 400 Fälle ein Verbrechen (mehr als drei Jahre Freiheitsstrafe) dar. Im internationalen Vergleich, 1998 vom britischen Innenministerium erstellt, rangiert Wien mit 1,8 Mordfällen pro 100.000 Einwohner ganz unten. Amsterdam hat in Europa die höchste Rate: acht Morde pro 100.000 Einwohner. Weiters: New York mit 17 und Spitzenreiter Washington mit 64 Morden pro 100.000 Einwohner. (simo/DER STANDARD, Printausgabe, 11.12.2002)