Washington/Madrid/Peking/Seoul/Sanaa - Der vom spanischen Militär aufgebrachte Frachter mit nordkoreanischen Scud-Raketen an Bord kann seine Fahrt nach Jemen fortsetzen. Die USA hätten das erlaubt, sagte ein Regierungssprecher am Mittwochabend in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa. Spanische und US-Militärs hatten die Raketen am Montag auf einem Frachter im Indischen Ozean aufgebracht. Die jemenitische Regierung hatte die Bestellung der Raketen am Mittwoch bestätigt und gegen das Abfangen der Lieferung protestiert.

Spanische Kriegsschiffe hatten zuvor im Arabischen Meer ein nordkoreanisches Frachtschiff abgefangen, auf dem 15 Scud-Raketen versteckt waren. Nach US-Angaben wurde die "So San" bereits am Montag von einer Fregatte und einem Versorger der spanischen Kriegsmarine gestoppt und anschließend durchsucht. Ziel des Frachters sei "ein Hafen im Nahen Osten" gewesen, teilte der spanische Verteidigungsminister Federico Trillo am Mittwoch in Madrid mit. US-Vize-Außenminister Richard Armitage sagte in Peking, der Waffenfund bestätige, dass Nordkorea einer der größten Waffenlieferanten überhaupt sei. "Dies war von den US-Behörden seit einiger Zeit erwartet worden."

Die spanischen Kriegsschiffe, die Fregatte "Navarra" und das Versorgungsschiff "Patino", sind Teil einer multinationalen Anti-Terror-Streitmacht in der Region. Wohin der Frachter wollte, sei noch nicht geklärt, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Sean McCormack, in Washington. In US-Regierungskreisen wurde spekuliert, dass der Jemen das Ziel der Nordkoreaner gewesen sein könnte, der Irak anscheinend nicht. Im Golfkrieg 1991 hatte der Irak Scud-Raketen gegen Israel und Saudiarabien eingesetzt.

Ohne Flagge

Die Raketen seien unter Zementsäcken versteckt gewesen, verlautete aus US-Kreisen. Das Schiff, das seit Wochen unter Beobachtung des US-Geheimdienstes gestanden sei, sei 950 Kilometer vom Horn von Afrika entfernt gestoppt worden. Wie aus dem spanischen Verteidigungsministerium verlautete, gab die "Navarra" Warnschüsse ab, nachdem der Kapitän des nordkoreanischen Schiffes nicht wie gefordert seine Maschine gestoppt habe. Das Schiff sei ohne Flagge gefahren.

Jemen gibt Bestellung zu

Die jemenitische Regierung hat am Mittwoch die Bestellung von nordkoreanischen Scud-Raketen zugegeben. Die amtliche Nachrichtenagentur Saba meldete am Mittwoch, die Führung in Sanaa habe gegen den Stopp des Scud-Frachters durch die spanische Marine im Indischen Ozean protestiert. Ein US-Regierungsvertreter, der nicht genannt werden wollte, hatte zuvor bereits gemutmaßt, die Lieferung könne für den Jemen bestimmt gewesen sein. Der jemenitische Präsident Ali Abdallah Saleh hatte bereits im August von einer Bestellung von Scud-Raketen in Nordkorea gesprochen.

"Die Schiffsladung ist Teil von Verträgen, die vor einiger Zeit geschlossen wurden. Sie gehört der Regierung und Armee Jemens und ist für die Verteidigung gedacht", zitierte Saba Außenminister Abubakr el Kirbi. Kirbi habe den US-Botschafter zur Entgegennahme eines förmlichen Protestes einbestellt. Saba: "Der Außenminister betonte die Bedeutung der Rückgabe des Schiffsladung an die jemenitische Regierung." Verärgerung in Spanien Die Freigabe der beschlagnahmten Schiffsladung nordkoreanischer Scud-Raketen hat in Spanien Verärgerung ausgelöst. Ein Sprecher des Madrider Verteidigungsministeriums äußerte sich nach Angaben der Zeitung "El Mundo" (Donnerstag) "überrascht" darüber, dass die USA den Weitertransport der von spanischen Kriegsschiffen sichergestellten Waffen in den Jemen erlaubten. "Die spanischen Soldaten haben bei der Operation ihr Leben aufs Spiel gesetzt", betonte der Sprecher. Zwei spanische Kriegsschiffe hatten auf einen Hinweis der Amerikaner hin den mit 15 Scud-Raketen und Sprengköpfen beladenen Frachter im Indischen Ozean aufgebracht. Die US-Regierung gratulierte den Spaniern zunächst zu der Operation. Wenig später entschied Washington jedoch, die Raketen für den Jemen freizugeben. "Die USA sind eine Erklärung schuldig", meinte die Zeitung. USA entschuldigen sich bei Spaniern nach Freigabe von Scud-Frachter Die USA haben sich inzwischen nach der Freigabe der - von der spanischen Marine - beschlagnahmten Schiffsladung nordkoreanischer Scud-Raketen bei Spanien entschuldigt. Zwei spanische Kriegsschiffe hatten auf einen Hinweis der Amerikaner hin den mit 15 Scud-Raketen und Sprengköpfen beladenen Frachter im Indischen Ozean aufgebracht. Washington entschied später jedoch, dem Frachter die Weiterfahrt in den Jemen zu gestatten. Wie am Donnerstag in Madrid verlautete, bat der Staatssekretär im US-Verteidigungsministerium, Paul Wolfowitz, Spanien wegen der Wende in der Affäre um Entschuldigung. Zugleich bescheinigte er Spaniens Verteidigungsminister Federico Trillo, dass die spanische Marine bei der Operation zum Aufbringen des Frachters ein Höchstmaß an Professionalität bewiesen habe. Nordkorea wirft USA Piraterie vor Nordkorea hat indes die Beschlagnahme als Piraterie verurteilt. Die amtliche nordkoreanische Nachrichtenagentur CNA berichtete am Freitag, die Vereinigten Staaten seien gezwungen gewesen, das Schiff wieder freizugeben, weil keine juristischen Gründe für Aktion bestanden hätten. Die Agentur sprach von einem Verstoß gegen die Souveränität Nordkoreas. (APA/AP/Reuters)