Bregenz - Die Toleranz gegenüber Zugewanderten steigt. Landeshauptmann Herbert Sausgruber (VP) schließt das aus der jüngsten Umfrage zur "Gastarbeiterproblematik" in Vorarlberg.Als Zeichen der Toleranz wertet Sausgruber, dass sich "nur zehn Prozent für abgesonderte Wohnquartiere aussprechen". Vor zehn Jahren waren es noch 24 Prozent. 88 Prozent sprechen sich für Chancengleichheit in der Schulbildung, 74 für Gleichbehandlung in der Lehre aus. Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler (VP): "Es gibt Vorbehalte, deshalb ist es wichtig, offen zu fragen." So ganz unverblümt gefragt, halten 39 Prozent "die Türken" für unsympathisch, 32 Prozent "die Jugoslawen". Das größte gesellschaftliche Problem sehen die Befragten in der mangelnden Integration der "Gastarbeiter". Integration wird mit "Anpassung" gleichgesetzt. Um die Integration, konkret "die Anpassung in Zusammenleben, Gebräuchen und Sitten", sollen sich, so 93 Prozent der Befragten, die Zugewanderten selbst "aktiv bemühen". Dazu gehören, meinen 72 Prozent "ausreichende deutsche Sprachkenntnisse". Die sollen sich die "Gastarbeiter" in Pflichtkursen aneignen, meint eine Dreiviertelmehrheit. Bezahlen müssten die Kurse die Teilnehmer selbst, fordern 83 Prozent. Nur wer gut Deutsch könne, dürfe eingebürgert werden, meinen 78 Prozent. Auf die Einbürgerung warten sollten die Migranten "zehn bis 30 Jahre", schlagen zwei Drittel der Befragten vor. 33 Prozent sind gegen das Wahlrecht für Zugewanderte, weitere 60 Prozent wollen ihnen erst nach zehn bis 30 Jahren die politische Mitbestimmung ermöglichen. Weitere Zuwanderung ist in Vorarlberg nicht gewünscht. Fast die Hälfte der Befragten möchte den "Gastarbeiteranteil" verringern. Selbst die Familienzusammenführung wird im katholischen Land skeptisch gesehen. Die Quote von jährlich 200 Angehörigen soll nach Meinung von 31 Prozent dezimiert werden, 30 Prozent wollen sie beibehalten, erhöhen würden sie lediglich sechs Prozent. Gegen jegliche Zuwanderung sprechen sich 22 Prozent aus. Für Landeshauptmann Herbert Sausgruber ist das Umfrageergebnis ein Auftrag "aufzupassen, dass die Zahl nicht zu hoch wird und bei der Zuwanderung zum Bremsen zu stehen." (jub, DER STANDARD Printausgabe 11.12.2002)