Irak
Irakische Opposition könnte von Erfahrungen der Milosevic-Gegner profitieren
US-Experten beziehen Studentenorganisation "Otpor" in Ausbildung von Saddam-Gegnern ein
Belgrad - Die serbische Studentenorganisation Otpor, die vor
zwei Jahren mit ihren Protestaktionen maßgeblich zum Sturz des
Regimes von Slobodan Milosevic beigetragen hatte, dürfte sich mit
ihren Erfahrungen auch an Bemühungen zum Sturz des irakischen
Staatschefs Saddam Hussein beteiligen. Die Belgrader
Wochenzeitschrift "Blic news" berichtet in ihrer Mittwoch-Ausgabe,
dass US-Experten für gewaltlose Kampfmethoden der Ansicht seien, dass
die Erfahrung der Otpor-Mitglieder der irakischen Opposition vom
Nutzen sein könnte, die in aller Stille in den USA, Europa, Syrien
und dem Norden des Irak ausgebildet würden. Laut "Blic news" bereiten die US-Experten zurzeit die
Eingliederung von Otpor-Mitgliedern in die Ausbildung irakischer
Oppositionsangehöriger und Studenten vor. "In der Ausbildung von
irakischen Dissidenten gibt es absolut einen Platz auch für Otpor und
alle anderen Leute, die am Sturz von Milosevic beteiligt waren", wird
der Leiter des Internationalen Zentrums für gewaltfreien Kampf, Peter
Ackermann, zitiert. Er selbst war an der Ausbildung von
Otpor-Mitgliedern im Jahre 2000 beteiligt.
Optor gibt sich bedeckt
In der Belgrader Studentenorganisation, die sich seit der Wende
nur noch sporadisch mit gezielten Aktionen zu Wort meldet, hat man
über solche Pläne offiziell keine Ahnung. Die Tatsache, dass in
Serbien im Jahre 2000 auch die Erfahrungen der slowakischen
Jugendkampagne "Rok volieb" aus dem Jahre 1998 angewandt worden
waren, gilt in Belgrad als Tabu-Thema. Beide Bewegungen waren nämlich
vom Internationalen Republikanischen Institut (IRI) aus Washington
unterstützt worden. Zwischen September 1998 und 5. Oktober 2000
erhielten die serbischen Regimegegner von IRI drei Millionen Dollar
(2,97 Mill. Euro).
An den Otpor-Aktionen hatten sich im Jahre 2000 Tausende von
serbischen Studenten beteiligt. Die Organisationsführer waren - vom
Regime des jugoslawischen Präsidenten Milosevic praktisch ungehindert
- immer wieder zu Ausbildungskursen nach Ungarn, Montenegro oder
Bosnien-Herzegowina gereist. (APA)