Wien - "Nichts mobilisiert so wie die Musik" - Was, so Konzerthaus-Chef Christoph Lieben-Seutter, "an und für sich ein Gemeinplatz" ist, zeigt sich beim 31. Internationalen Musikfest, das von 4. Mai bis 19. Juni im Rahmen der Wiener Festwochen im Konzerthaus stattfinden wird, als "besonders weit reichende Thematik". Durch die 63 Veranstaltungen zieht sich das Thema "Propaganda: Musik Macht Manipulation" als "roter Faden", schilderte Lieben-Seutter am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Unter den Höhepunkten befinden sich vier Konzerte der Wiener Philharmoniker, zahlreiche Solisten-Stars und ein "Happening" mit Rudolf Buchbinder. Spannungsverhältnis Das Spannungsverhältnis zwischen musikalischer Produktion und politischer Agitation wird unter anderem in zwei Abenden (2./3. Juni) mit der Tschechischen Philharmonie unter Vladimir Ashkenazy ausgelotet. In deren "spannendem und teils wagemutigem Programm" finden sich Werke zweier Komponisten, deren "Namen einem bei dieser Thematik sofort einfallen: Dmitri Schostakowitsch und Sergej Prokofjew". Stalin-Verherrlichung, wie bei Prokofjews Zdravitsa oder Schostakowitsch' "Der Fall von Berlin" (beides mit Filmausschnitten), wird u. a. die Symphonie Nr. 13 von Schostakowitsch gegenübergestellt. "Bei der 13. Symphonie hat der Komponist alle Staatsverherrlichung aufgegeben", so Lieben-Seutter. Philharmoniker Die Wiener Philharmoniker spielen zur Eröffnung unter Bernard Haitink Bruckners fünfte Symphonie (4. 5.), es folgen unter Valery Gergiev Wagner und Berlioz (16. 5.), unter Christoph Eschenbach Mendelssohn-Bartholdy und Bruckner (29. 5.), unter Pierre Boulez Wagner, Mahler, Schönberg und Bartok (17. 6.). Die Wiener Symphoniker geben unter Vladimir Fedosejev Liszts "Les Preludes" (5./6.6.), deren erste Takte für die NS-Wochenschauen herhalten mussten, unter Georges Pretre Berlioz "Grande Messe des Morts" (14./15. 5.) und unter David Zinman Janacek und Brahms (13./14.6.). Weiters erklingen u. a. Beethovens Napoleon gewidmete "Eroica" mit der Camerata Salzburg unter Franz Welser-Möst (8./9. 5.) und ein Schönberg/Zemlinsky-Doppelabend mit dem RSO. Gastspiele und "Happening" Gastspiele geben das Concertgebouworkest Amsterdam und das San Francisco Symphonie Orchestra. Recitals bestreitet u. a. Thomas Hampson, unter den Solisten finden sich Maxim Vengerov, Hilary Hahn und Angelika Kirchschlager. Elisabeth Leonskaja ist ein eigener Kammermusikzyklus gewidmet. Aus der Originalklang-Fraktion kommt das "Orchestra of The Age of Enlightment (18. 6.), Ethno- und Jazzklänge gibt es ebenso wie das multimediale Film- und Tanzprojekt "Counter Phrases (24. 5.). Bei dieser internationalen Kooperation mit der European Concert Hall Organisation ECHO spielt das belgische Ictus Ensemble zu zehn Kurzfilmen mit Choreografien von Anna Teresa de Keersmaker entstandene Kompositionen von u. a. Georges Aperghis und Steve Reich. Am 15. 6. gibt es das Preisträgerkonzert des Claudio Abbado-Kompositionspreises mit Vykintas Baltakas Kompositionen Nr. 1 und 3 für Ensemble (Klangforum Wien unter Peter Eötvös). Den Abschluss findet das Musikfest beim Buchbinder-"Happening", bei dem dieser am 19. 6. in zwei Konzerten mit den Wiener Symphonikern alle Beethoven-Klavierkonzerte spielt. Dazwischen gibt es ein viergängiges Gourmetmenü. (APA)