Dass die Mobilkommunikation unser Leben bereichert hat, stand bei einer von One veranstalteten Diskussionsrunde am Mittwoch, selbst bei Skeptikern außer Frage. Wie jedoch die "Dritte Mobilfunkgeneration" namens UMTS ökonomisch sinnvoll und auch praktikabel werden soll, darüber gingen die Meinungen der prominent besetzten Runde auseinander. An der Debatte nahmen unter anderem One-Chef Jorgen Bang-Jensen, Manfred Reichl von Manfred Berger und der Philosoph Konrad Paul Liessmann teil. Das "Verschwinden" neuer Anwendungen Reichl beleuchtete zunächst vor allem die wirtschaftlichen Aspekte. Hauptprobleme der Mobilfunkanbieter seien das gleich bleibende Konsumentenbudgets - wenn auch auf hohem Niveau - sowie das "Verschwinden" neuer Anwendungen in anderen Branchen. Diese könnten dann auch am ehesten künftige Gewinne abschöpfen. Für den ökonomischen Erfolg wichtige Voraussetzungen wie etwa mobile Bezahlsysteme und ortsabhängige Dienste wie Adresssuche seien noch ungeklärt, so Reichl. Nur ein Konsolidierungsprozess bei Kommunikationsanbietern und umfassende Partnerschaften könnten beiden Seiten Gewinne bescheren. Vom Prestige- zum Alltagsobjekt Alois Ferscha vom Linzer Institut für Praktische Informatik erkennt im Wandel des Handys vom Prestige- zum Alltagsobjekt den historischen Trend zur Vernetzung, der innerhalb der vergangenen 10 Jahre 1 Mrd. Mobilfunkkunden generiert habe. Geräte würden künftig über ein "Bewusstsein" verfügen und intelligent auf die momentane Situation des Benutzers reagieren, also bei Konzerten stumm bleiben oder Musik beim Autofahren ausblenden. Zeit Diese Aussagen lösten beim Philosophen Liessmann geradezu "Schrecken" aus. "Wie viel Lebenszeit investieren wir mit welchem Erfolg in technische Innovation?", fragte Liessmann. Sein Resümee: Jede Form der Erleichterung bringe neue Probleme - alleine die viel zitierte ständige Ortbarkeit sei ihm persönlich höchst unangenehm. Das heraufbeschworene "Evernet" erscheine ihm totalitär, da es keine Möglichkeit, sich auszuklinken, beinhalte. Das "Bewusstsein" der Dinge bleibe in Wahrheit ein reiner Informationsverarbeitungsprozess. Extreme Personalisierung führe zum Tunnelblick ohne Chance auf neue Einsichten. "In Wahrheit haben die effizienten Kommunikationswerkzeuge dazu geführt, dass jede letzte freie Minute unserer Lebenszeit verplant ist. In Zukunft muss der emotionale Mehrwert im Zentrum stehen", schloss Reichl. Liessmann führte diese Entwicklung darauf zurück, dass Geräte aus Möglichkeiten Notwendigkeiten machten und schnell Wettbewerbsnachteile bei Verweigerern entstehen ließen.(APA)