Sie haben den Titel schon richtig gelesen. Denn bedauerlicherweise meine ich wirklich, was ich schreibe.

Diesen Satz kann man selbstverständlich auch auch umdrehen. Ich schreibe nämlich ausschließlich, was ich meine. Denn was stimmt, stimmt. Manche Tatsache ist eben keine Einbahnstraße.

Da gibt es auch Gegenverkehr. Und bei dichtem Verkehrsaufkommen sind Frontalzusammenstöße nicht auszuschließen.

Dann muss eben das Unfallkommando aus-bzw. anrücken. Meistens auch die Rettung. Für den Fall, dass es für die armen Blessierten keine solche mehr gibt, sogar noch die Bestattung.

Leider lassen sich alle frontalen Crashs nicht in der üblichen Routine abwickeln. Vor allem dann, wenn sie sich (noch) nicht auf Österreichs Straßen, sondern - wie heute in Kopenhagen - zunächst noch am Verhandlungstisch ereignen. Auf selbigem liegen nämlich einige Wahrheiten. Und mit verdammt viel Gegenverkehr.

Die eine liest sich zum Beispiel so: Da hat man als aufrechter EUropäer genau zu wissen, wie eine Gurke auszusehen hat. Selbstverständlich ist auch das Outfit einer Banane streng reglementiert.

Und weil die fleißige Brüsseler Beamtenschaft auf phallische Formen ganz besonderes Augenmerk zu legen geruht, gibt es für Größe und Fasson von Kondomen klare Richtlinien, denen sich die physische Befindlichkeit der Benützer - egal, ob zierlicher Franzose oder bäriger Nordländer - in strammer EU-patriotischer Haltung anzupassen haben.

Doch wie sicher ein europäisches Atomkraftwerk zu sein hat, da hat man sich in EUropas Hauptstadt bisher allerdings noch nicht den Kopf zerbrochen. Ver-ständlicherweise, wie ich hinzufügen möchte, war dieser bisher doch voll von so fundamental wichtigen Dingen wie Gurken, Bananen und Kondomen.

Und jetzt kommen da ein paar Österreicher daher, die übrigens froh sein sollen, dass sie nicht mehr sanktioniert werden, fangen an, von Temelín zu reden. Sorgen haben die. Man muss schon sagen. Sollen lieber Gurken und Bananen essen oder sich mit ihren Kondömchen vergnügen. Bei so viel Spaß sollten ihnen doch so trübe Gedanken wie etwa jene an einen allfälligen Supergau ein für allemal vergehen.

Und dann auch noch diese leidige Sache mit dem Transitverkehr. Wer wird denn so pingelig sein. Statt dass wir froh sind, dass überhaupt wer zu uns kommt, delirieren wir da von Ökopunkten. Was sich diese Tiroler da einbilden!

Österreich ist doch keine Festung. Und Europa keine Einbahnstraße. Zwei Sattelschlepper werden in der Wiener Naglergasse oder in der Grazer Sporgasse wohl noch aneinander vorbeikommen. Schließlich muss der freie Warenverkehr doch gewährleistet sein. Das sagt der deutsche Außenminister und auch der italienische! Und wenn die das sagen, da gibt's wohl keinen Widerspruch.

Schließlich steht doch Höheres am Spiel, wie wir wissen. Erweitern ist angesagt und nicht feilschen. Kein Wunder, dass der dänische Herr Ratspräsident schon ganz grantig ist und meint, dieses Österreich soll sich nicht so aufführen wie ein Kandidatenland. Sondern wie ein ordentliches Mitglied. (Netto Zahlen und Mund halten.)

Ja, ja. Der Verhandlungstisch in Kopenhagen ist ein schwieriges Terrain. Da herrscht für unbequeme österreichische Wahrheiten sehr viel Gegenverkehr. Da könnte es bald krachen.

Ob da ein österreichisches Unfallkommando - und sei es auch noch so prominent besetzt - etwas ausrichtet, ist freilich die große Frage.

Zur Vermeidung von Crashs und Blessuren wäre es daher von Vorteil, die anrückenden Österreicher begriffen sich von Anfang an als Umfallkommando.

(DER STANDARD Printausgabe, 12.12.2002)