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Foto: Reuters/ DAN CHUNG
London - Mit Mühe hielt Cherie Blair die Tränen zurück. "Mein erster Instinkt war, meine Familie zu schützen", sagte sie, besonders meinen Sohn, der, in seinem ersten Semester an der Universität, weit weg von zu Hause lebt." Mit dem emotionalen Auftritt am Dienstagabend im Londoner Regierungsviertel, live im TV übertragen, zog die Frau des britischen Premiers den Schlussstrich unter eine bizarre Affäre: Während sich die Regierung auf einen Krieg im Irak vorbereitet und zudem eine Streikwelle droht, redete das politische London tagelang nur über "Cheriegate". Belangloser Beginn Ein Skandal, der ziemlich belanglos begann. Cherie Blair hatte zwei Eigentumswohnungen in Bristol erworben, wo ihr Sohn Euan studiert. Beim Verhandeln half ihr der Australier Peter Foster, und der ist als Betrüger vorbestraft. Außerdem hat er keine Aufenthaltsgenehmigung. In diesem Fall hat Cherie, selbst Rechtsanwältin, zweimal mit Fosters Anwälten telefoniert. Der Inhalt dieser Gespräche blieb vorerst ungeklärt. Zur Affäre wuchs sich der Fall erst aus, als die Blair-kritische Mail on Sunday der 48-Jährigen Ende November zwei Dutzend Fragen zum Wohnungskauf zufaxte. Cherie dementierte. Sie habe geschäftlich rein gar nichts mit Mister Foster zu tun. Was dann folgte, war pures Drama, grell untermalt durch skurrile Details wie zum Beispiel, dass Cheries Stilberaterin Carole Caplin, die Freundin von Peter Foster, früher ein Oben-ohne-Modell war. "Zwei Fehler" "Ich habe zwei Fehler gemacht", räumte die First Lady am Dienstagabend ein. Erstens habe sie die lästigen Pressefragen beiseite gewischt, statt sie gleich zu beantworten. Zweitens habe sie sich von Foster beraten lassen, obwohl sie ihn kaum kannte. "Ich bin aber nicht Superwoman", verteidigte sie sich. Zugleich gute Ehefrau und Mutter zu sein, Begleiterin des Premiers zu Hause und im Ausland, Rechtsanwältin und Schirmherrin wohltätiger Vereine, das sei nicht leicht. "Manchmal würde ich am liebsten davonkriechen und mich verstecken. Doch das werde ich nicht tun." (Frank Herrmann aus London, DER STANDARD Printausgabe 12.12.2002)