Genf - Die WHO hat am Donnerstag eine neue
internationale Koalition für einen besseren Zugang zu
antiretroviralen Medikamenten (ART) gegen HIV beziehungsweise Aids gegründet.
Bis 2005 sollen mindestens drei Millionen Menschen in armen Ländern
Zugang zu der Therapie haben.
Die International HIV Treatment Access Coalition (ITAC) umfasst
mehr als fünfzig Partner. Darunter sind Regierungen, Mäzene,
Nichtregierungsorganisationen (NGO), Menschen mit HIV/Aids,
Privatwirtschaft, Forschung sowie internationale Organisationen. Es
sei inakzeptabel, dass Menschen in Entwicklungsländern keinen Zugang
zu den nötigen Medikamenten haben, sagte Bernard Schwartlander,
Direktor für HIV/Aids der Weltgesundheitsorganisation (WHO), in Genf.
Die neue Koalition will die Aktionen der Geldgeber koordinieren,
technische Unterstützung bieten sowie Informationsprogramme
entwickeln. Ein Sekretariat wird am WHO-Sitz in Genf geschaffen.
95 Prozent der Infizierten in armen Ländern
Schwartlander erinnerte daran, dass 95 Prozent der weltweit rund
42 Millionen HIV-infizierten Menschen in armen Ländern leben. 2001
starben drei Millionen Menschen an Aids. Rund sechs Millionen
Menschen sind in diesen Ländern auf die Behandlung mit
antiretroviralen Medikamenten angewiesen, unterstrich Schwartlander.
Aber nur 300.000 oder fünf Prozent von ihnen erhalten heute diese
Therapie. In Afrika sind es nur 50.000 Menschen, in Brasilien dank
eines Unterstützungsprogramms der Regierung 115.000 Patienten, denen
die Arzneimittel zugute kommen.
Abgabe in armen Ländern möglich
Nach Angaben der Koalition ist eine allgemeine Abgabe von ART-
Medikamenten in armen Ländern möglich. Mittel seien über den globalen
Aids-Fonds erhältlich.
Die Preise für ARV sanken in den vergangenen Jahren von 10.000
Dollar (9.846 Euro) pro Person und Jahr auf dreihundert Dollar (295 Euro) für
Generika. Vertreter der Koalition halten eine weitere Preisreduktion
auf 0,5 Dollar (0,492 Euro) pro Person und Tag für möglich.
Die Argumentation, die Medikamente seien nicht zugänglich wegen
fehlender Infrastruktur und eines Mangels an medizinischem Personal
sei ein Vorwand und eine der billigsten Entschuldigungen, sagte
Schwartlander. In vielen Entwicklungsländern funktioniere die
Verteilung über das Netz der Gemeinden gut. (APA/sda)