Natürlich ist die Bankomatkarte super. Vor allem seit sie weltweit zum Kontoverdünnen eingesetzt werden kann. Seit jeder Supermarkt und jeder dritte Greißler solch eine Kassa hat. Seit Jahren rittern die Geldinstitute etwa um jeden Studierenden, um ihr oder ihm gleich neben dem Inskriptionsschalter eine Bankomatkarte reinzudrücken. Heutzutage hat bald jeder Schüler und Lehrling eine, bei den Volksschülern ist es vermutlich noch nicht ganz so weit, weil sie nicht zur Tastatur der wundersam geldspeienden Maschine reichen.Die Bankschalter werden weniger und weniger, die Bilanzen der Banken werden schöner und schöner. Sollten sie zumindest werden, wenn da nicht diese ekelhafte Konjunkturflaute wäre, die all die viel versprechenden Firmen in den Orkus fallen gelassen hat, denen von Börsenstorys schwer enthusiasmierte Bankmanager noch vor zwei Jahren die Expansion ins Internet oder nach Deutschland finanziert hatten. Und die Privatkunden werden dummerweise auch immer skeptischer - trotz all der neuen, voll sicheren Anlageprodukte. Zuvor wurden ihnen die Bankomatkarten quasi nachgeschmissen. Gebühren dafür? Werden von all den Vorteilen weit überdeckt. Sie zahlen eine Pauschale, und dann reden wir nicht mehr drüber. Was der gnä' Kunde ja nicht wissen muss: Wenn er einmal ein Konto hat, dann hat man ihn, da kann ihm ja noch so viel dazuverkauft werden. Da muss sich die Kontoführung selbst ja gar nicht rechnen. Umwegrentabilität nennen so etwas die Marketingexperten. Und wenn es irgendwann - so wie jetzt - schwer läuft, führen wir eben Bankomatgebühren ein. Denen kommt niemand mehr aus, denn die Karte brauchen die Leute mittlerweile wie das tägliche Brot. (DER STANDARD Print-Ausgabe, 13.12.2002)