Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS ist nach den Worten seines Co-Chefs Rainer Hertrich an einer Allianz mit dem französischen Konkurrenten Alcatel im defizitären Satellitengeschäft interessiert. "Wir sind daran interessiert, etwas mit Alcatel zusammen zu machen. Alcatel zeigt sich noch zögerlich. Es gibt allerdings weitere europäische Optionen", sagte Hertrich in einem im voraus veröffentlichten Interview mit der "Welt" (Freitagausgabe). Mitte September hatte EADS noch Presseberichte zurückgewiesen, wonach der Luft- und Raumfahrtkonzern seine Satellitensparte Astrium mit Alcatel fusionieren will.Keine konkreten Gespräche Eine EADS-Sprecherin hatte damals gesagt, es gebe im Moment keine konkreten Gespräche mit Alcatel. Zugleich hatte sie allerdings eingeräumt, dass angesichts des Konsolidierungsbedarfs in der Satellitenbranche "jeder mit jedem" spreche. In einem Medienbericht hatte es geheißen, es gebe Sondierungsgespräche in einem frühen Stadium zwischen Astrium und Alcatel. Wegen des dramatischen Einbruchs im Geschäft mit Telekommunikationssatelliten sagte Hertrich eine weitere Konsolidierungswelle in der weltweiten Raumfahrt-Industrie voraus. "Wir haben einen dramatischen Markteinbruch, insbesondere im Bereich der Telekommunikationssatelliten. Das Marktvolumen hat sich innerhalb von zwei bis drei Jahren auf ein Drittel reduziert. Die Raumfahrtindustrie durchläuft jetzt einen dramatischen Anpassungsprozess, der sich auch in Preiskämpfen ausdrückt", sagte Hertrich in dem am Donnerstag veröffentlichten Interview. "Wir haben in diesem relativ kleinen Segment heute noch sechs nennenswerte Anbieter, jeweils drei in den USA und drei in Europa. Ich glaube, dass das Segment zu klein ist, um alle sechs erhalten zu können." EADS hatte bereits in der Vergangenheit mehrfach betont, dass eine Konsolidierung auf Grund des drastischen Einbruchs in der Branche dringend notwendig sei. Keine Besserung in Sicht Eine Besserung der Branchenlage ist nach Einschätzung von Hertrich kurzfristig nicht in Sicht. "Wir können kurzfristig keine Tendenz zur Erholung erkennen. Wir gehen davon aus, dass das Geschäft mindestens über die kommenden zwei Jahre auf diesem Stand bleiben wird. Die EADS stellt sich der neuen Situation. Wir verstärken die industrielle Integration in Europa, wir verschlanken unsere Organisation und senken die Kosten dramatisch", sagte Hertrich der Zeitung. Die Raumfahrtsparte der EADS stehe nicht zur Disposition, stellte Hertrich klar. "Die EADS will in jedem Fall in der Raumfahrt bleiben. Für uns ist das Satellitengeschäft ein Kerngeschäft. Mittel- bis langfristig gibt es hohe Wachstumschancen, vor allem im militärischen Bereich." ´ Mit dem Fehlstart einer europäischen "Ariane-5"-Trägerrakete hatte das Europäische Raumfahrtprogramm am Mittwochabend einen schweren Rückschlag erlitten. Rund drei Minuten nach ihrem Start vom Weltraumzentrum Kourou im südamerikanischen Französisch-Guyana war die Trägerrakete gesprengt worden, nachdem sie vom Kurs abgekommen war. Die beiden Satelliten an Bord stürzten in den Atlantik. An der Betreibergesellschaft Arianespace ist EADS zu neun Prozent beteiligt. Hertrich sprach in dem Interview zwar von einem Rückschlag, der aber keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Konzern habe. "Die Ariane bleibt eine Erfolgsgeschichte", fügte er hinzu.(APA/Reuters)