Magdeburg - Wieder schmerzfrei gehen - diese Hoffnung besteht jetzt auch für jene Patienten, bei denen herkömmliche künstliche Kniegelenke versagen. Möglich wird dies Medizinern zufolge durch eine gemeinsam von Magdeburger Orthopäden und amerikanischen Konstrukteuren entwickelte Knie-Prothese, die sich besonders bei älteren und muskelschwachen Patienten für eine schnelle Rehabilitation anbiete. Wie Wolfram Neumann, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik Magdeburg, erklärt, müssen bei besonders "verbogenen" oder instabilen Gelenken sowie in jenen Fällen, in denen sich ein früher eingesetztes künstliches Gelenkteil lockerte oder es in der Nähe einer Prothese einen Knochenbruch gab, die beiden Teile der Knieprothese mit einer Achse verbunden werden. Beim Einsatz bisheriger achsverbundener Gelenksysteme hätten aber viel Knochensubstanz entfernt und die Bänder durchtrennt werden müssen. Der künstliche Mechanismus hatte später dann das Gros der bei den Bewegungen übertragenden Kräfte aufzunehmen und die Last des ganzen Körpers auszuhalten, wie Neumann erklärt. Herausnehmbarer Kolben Bei dem in Magdeburg entwickelten "Rotating Hinge Knee" werde dagegen die Prothese nicht als schon fest verbundenes Teil gefertigt, sondern habe eine Art herausnehmbaren Kolben. Dieser wird erst während der Operation vom Chirurgen montiert, wobei der spezielle Mechanismus eine spätere Entkopplung der Prothese ausschließe. Die dadurch unbeschädigten Bänder bezeichnet der Klinik-Direktor als einen entscheidenden Vorteil, da sich wegen der später geringeren Beanspruchung des Materials die Lebensdauer des Kunstknies verlängere. Neumann hat vor einem Jahr in Magdeburg das erste so gekoppelte Kniegelenk eingesetzt. Weltweit wurden bisher rund 400 der in Magdeburg mitentwickelten achsverbundenen Prothesen implantiert. (APA/AP)