Der britische Printkonzern Pearson rechnet wegen der anhaltenden Werbekrise bei seiner Zeitungsgruppe um das Flaggschiff "Financial Times" in diesem Jahr mit einem Gewinneinbruch von 20 Prozent. Anzeichen für eine baldige Erholung des Werbemarktes sieht Pearson nicht. "Die FT-Gruppe ist weiter mit einer tiefen Werbekrise konfrontiert. Wir planen auf der Basis, dass wir keine Erholung der Werbeausgaben von Unternehmen und des Finanzsektors sehen", teilte Pearson am Freitag mit. Bisher hatte der Konzern für die FT-Gruppe ohne die Internetaktivitäten einen Gewinnrückgang von zehn bis 15 Prozent für 2002 prognostiziert. An der Londoner Börse reagierten die Pearson-Aktien mit einem Kursverlust von vier Prozent auf 6,34 Pfund auf die Ankündigung. "Marginale Umsatzsteigerung" Auf bereinigter Basis erwartet Pearson im Gesamtkonzern 2002 jedoch ein Gewinnwachstum von 40 Prozent auf 30 Pence je Aktie und eine "marginale Umsatzsteigerung". Dazu trage vor allem das Geschäft mit Bildungspublikationen bei, das 60 Prozent des Gesamtumsatzes ausmacht und in diesem Jahr mindestens fünf Prozent wachsen soll. Die Auflage der "Financial Times" sei im laufenden Jahr leicht gesunken, sagte Finanzvorstand Rona Fairhead. Im zweiten Halbjahr 2002 seien zudem die Werbeeinnahmen im Vergleich zur ersten Jahreshälfte noch einmal um acht Prozent, gegenüber dem Vorjahreszeitraum sogar um elf Prozent zurückgegangen. "Der Rückgang hat sich im Laufe des Jahres aber etwas verlangsamt", sagte Fairhead. In Deutschland gibt Pearson zusammen mit der Bertelsmann-Tochter Gruner+Jahr die "Financial Times Deutschland" heraus. Erste vage Anzeichen für eine Erholung Die Internetaktivitäten FT.com sieht Pearson weiter auf dem Weg, im vierten Quartal 2002 die Gewinnschwelle zu erreichen. Für das Gesamtjahr würden die Verluste nicht höher als 35 Mio. Pfund (54,4 Mill. Euro) liegen. Die gesamte Medienbranche kämpft derzeit mit einem Einbruch der Werbeeinnahmen. Erste vage Anzeichen für eine Erholung gibt es zurzeit nur in den USA, nachdem Zeitungskonzerne wie die New York Times und Tribune ihre Prognosen für das vierte Quartal angehoben oder bestätigt haben. Die Investmentbank Morgan Stanley stufte am Freitag den gesamten europäischen Mediensektor auf "vorsichtig" ("cautious") von zuvor neutral herunter. Die Branche hänge zu sehr von der allgemeinen Konjunktur ab, um die derzeitigen Aktienkurse zu rechtfertigen, hieß es zur Begründung. (APA/Reuters)