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Foto: Reuters/Meier
Mainz - Deutschland steckt im Stimmungstief: Noch nie seit Einführung des ZDF-Politbarometers war die Unzufriedenheit mit der Bundesregierung so groß, auch die Opposition rutscht in der öffentlichen Meinung deutlich ab, das Ansehen zahlreicher Politiker ist massiv gefallen. Die Zustimmung zum Euro ging weiter zurück, und auch insgesamt beurteilen die Deutschen das ausgehende Jahr wesentlich schlechter als das Jahr davor, wie das ZDF am Freitag in Mainz zur neuesten Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen mitteilte. Die Zufriedenheit mit der rot-grünen Bundesregierung sank im Dezember laut ZDF erneut um 0,4 Punkte auf minus 1,6 - den niedrigsten Wert einer Bundesregierung seit Einführung des ZDF-Politbarometers im März 1977. Aber auch die Zufriedenheit mit der Arbeit der CDU/CSU-Opposition gehe im Vergleich zum Vormonat deutlich zurück (minus 0,2 nach plus 0,3 im November). Nachdem die SPD im November erdrutschartige Einbußen habe hinnehmen müssen, gebe es kaum noch Veränderungen in der politischen Stimmung: Die SPD erreicht jetzt weiterhin 26 Prozent, die Union kommt wieder auf 55 Prozent, die Grünen liegen ebenfalls unverändert bei neun Prozent und die FDP vier Prozent mit leichten Einbußen, während die PDS unverändert drei Prozent erreicht. Wenn jedoch am nächsten Sonntag wieder Bundestagswahl wäre, würden längerfristige Überzeugungen die Wahlentscheidung steuern. Demnach ergäbe sich folgendes Ergebnis: SPD 32 Prozent (minus zwei), Grüne neun Prozent (unverändert), die CDU/CSU verbessert sich um zwei Prozentpunkte auf 46 Prozent, die FDP bleibt bei fünf Prozent, die PDS unverändert bei vier Prozent ebenso wie die anderen Parteien. Damit hätte Schwarz-Gelb eine klare Mehrheit, die Union käme sogar in den Bereich einer absoluten Mehrheit. Besonders Bundeskanzler Gerhard Schröder und Finanzminister Hans Eichel mussten massive Kritik einstecken, aber auch alle anderen wichtigen Politiker mit Ausnahme von Joschka Fischer wurden diesen Monat von den Befragten schlechter beurteilt als im November. Weiter auf Platz eins in der Beliebtheit liegt Fischer mit 2,0, wieder gefolgt von Angela Merkel mit 1,0, danach Wolfgang Clement mit 0,7. Weiterhin auf Platz sieben liegt Schröder, mit deutlichen Verlusten erstmals mit minus 0,3 im negativen Bereich - im November hatte er noch plus 0,2 erreicht. Die Erweiterung der EU wird von den Deutschen skeptisch aufgenommen: Selbst langfristig erwarten nur 17 Prozent davon eher Vorteile für Deutschland. Deutliche Unterschiede machen die Bundesbürger auch zwischen verschiedenen Ländern: Am häufigsten wird die Aufnahme von Ungarn in die EU unterstützt (74 Prozent). Die Türkei kommt dagegen nur auf 33 Prozent. Die Einführung des Euro finden knapp ein Jahr danach nur noch 41 Prozent gut. Im Juni dieses Jahres lag die Zustimmung noch bei 46 Prozent. Insgesamt bewerten die Deutschen das ausgehende Jahr wesentlich schlechter als die Jahre zuvor. So sagten laut ZDF nur 62 Prozent, dass 2002 ein gutes Jahr gewesen sei, das Vorjahr hatten noch 71 Prozent positiv beurteilt. Dass das nächste Jahr besser werden wird, meinen nur noch 52 Prozent im Vergleich zu 61 Prozent im Vorjahr. Die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen hatte für das Politbarometer 1.280 zufällig ausgewählten Wahlberechtigte interviewt. (APA/AP/dpa)