Teheran/Hamburg - Mit großem Misstrauen verfolgen besonders die USA und Israel die Atompläne des Iran. Die USA vermuten seit langem, dass die Islamische Republik den Bau einer Atombombe anstrebt. Vor allem durch Druck auf Moskau versuchte Washington zu verhindern, dass Teheran an Technologie und Know-how kommt. Russland und der Iran wiesen die Vorwürfe stets zurück und betonten die friedlichen Zwecke der nuklearen Kooperation. Die offiziellen Informationen aus Teheran sind sehr spärlich. Die Anfänge des iranischen Atomprogramms reichen bis in die 70er Jahre zurück, als das ölreiche Land noch vom Schah regiert wurde. 1974 begann die Siemens-Tochter Kraftwerk Union (KWU) mit dem Bau eine Kernkraftwerks in der Hafenstadt Bushir am Persischen Golf. Bis zur islamischen Revolution 1979 wurden Presseberichten zufolge 80 Prozent des ersten und 60 Prozent des zweiten Reaktors fertig gestellt. Nach der Revolution wurde der Vertrag mit Siemens gekündigt. Im Krieg gegen das Nachbarland Irak wurde das im Bau befindliche Kraftwerk durch Luftangriffe beschädigt. In den achtziger Jahren teilte der damalige deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher Teheran mit, dass Deutschland sowohl aus politischen als auch aus wirtschaftlichen Erwägungen kein Interesse mehr an dem Kraftwerk habe. Teheran war über die Bonner Entscheidung empört und bemühte sich fortan, den Bau in Kooperation mit einem anderen Land weiterzuführen. Zeitweise wurde mit China verhandelt, ohne dass es zu einem Geschäftsabschluss kam. Russland zeigte sich im Jänner 1995 bereit, für 800 Millionen Dollar (783 Mill. Euro) das Projekt in Bushir zu vervollständigen. Fast 200 russische und 800 iranische Spezialisten wurden laut Presseberichten engagiert, doch da den Russen die Unterlagen der Kraftwerk Union nur teilweise zur Verfügung standen, verspätete sich die Fertigstellung des ersten 1000-Megawatt-Reaktors immer wieder. Sie ist nun für Ende 2003 geplant. Nach dem Willen Teherans sollen die Russen noch zwei weitere Kernkraftwerke im Iran bauen.(APA/dpa)