Wien - "Das ist der ideale Zeitpunkt für die Präsentation des Nationalen Forschungs- und Innovationsplans", spielte der Vorsitzende des Rats für Forschung und Technologieentwicklung, Knut Consemüller, am Freitag auf die laufenden Sondierungen zur Bildung einer neuen Koalition an. Er wünscht sich, "dass die Empfehlungen Eingang finden in das Regierungsprogramm".Sollen Forschung und Entwicklung (F&E) in Österreich nachhaltig gestärkt werden, müsse man von der bisher gepflegten Praxis abrücken, Einjahresbudgets zu fixieren. Für die Planungssicherheit vor allem kleinerer Unternehmen sei es notwendig, Finanzpakete zu schnüren, die mehrere Jahre halten. "Optimal wäre, wenn ein Forschungsbudget für die gesamte Legislaturperiode fixiert würde", sagte Consemüller. Um die Forschungsquote in Österreich von derzeit 1,9 Prozent (gemessen am Bruttoinlandsprodukt) auf 2,5 Prozent im Jahr 2005 zu steigern, müssten zusätzliche Mittel in Höhe von insgesamt 1,2 Mrd. Euro aufgebracht werden - DER STANDARD hat Anfang der Woche exklusiv berichtet. Mit einer F&E-Quote von 2,5 Prozent befände sich Österreich in guter Gesellschaft mit anderen EU-Staaten. Damit sei aber noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Mehr Forscher Die EU-Staats- und Regierungschefs haben sich auf dem Gipfel in Barcelona vorgenommen, die Gemeinschaft bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten Wirtschaftsraum der Welt zu machen - mit einer F-&-E-Quote von drei Prozent. Auch mehr Forscher brauche das Land, und zwar zusätzlich rund 12.000 bis 2005. Um die notwendige Erhöhung der öffentlichen Forschungsbudgets um jährlich zwölf Prozent zu schaffen, müssten neue Geldquellen angezapft werden. Eine Möglichkeit wäre, 20 Prozent der Nationalbankdividende in einen Förderfonds oder eine Nationalstiftung einzubringen. Bei einer in den vergangenen Jahren im Durchschnitt gezahlten Dividende von 273 Mio. Euro wären das etwa 55 Mio. Euro pro Jahr. Neben einer Bündelung überlappender Programme und Stärkung der Kooperationen empfiehlt der Rat auch eine Straffung der Forschungs- und Innovationsagenden in zwei oder gar nur einem Ministerium. Derzeit sind die Zuständigkeiten auf Infrastruktur-, Bildungs- und Wirtschaftsministerium verteilt. Lob Lob für den Forschungs- und Innovationsplan gab es von der Opposition. SPÖ-Wissenschaftssprecher Erwin Niederwieser bezeichnete das Papier als "inhaltlich durchaus okay"; der Grüne Kurt Grünewald ist "erfreut über den Plan". Fraglich sei aber, inwieweit sich die Regierung daran hält und wie sie die notwendigen Mittel aufbringt. Die Industriellenvereinigung spricht von einem "Meilenstein", die Arbeiterkammer begrüßt den Plan als wichtige Diskussionsgrundlage. (stro, DER STANDARD, Printausgabe 14.12.2002)