Unter Milan Horvath, der noch heute ihr Ehren-Chefdirigent ist, zählte die traditionsreiche Zagreber Philharmonie in den 60er-Jahren neben der damals von Jewgenij Mrawinski angeführten Leningrader zur Elite unter den Orchestern des östlichen Europa.

Und nicht nur das: Der Glanz und die Sensibilität, mit denen die Zagreber damals die Tschaikowski-Symphonien präsentierten, konnten sich auch mit jedem westlichem Spitzenensemble messen.

Und auch bei ihrem Wiener Gastkonzert unter Vjeskoslav Sutej im Großen Saal des Musikvereins (wetter-)leuchtete dieser einstige Glanz immer wieder auf beeindruckende Weise auf und riss das Publikum nach Ende einer sehr vitalen Wiedergabe der ersten Symphonie von Dimitri Schostakowitsch zu stürmischer Begeisterung hin.

Besonderes Interesse weckte allerdings die symphonische Dichtung Suncana Polja (Sonnige Felder) von Blagoje Bersa (1873-1934). Gilt doch ihr Komponist, der sich in Wien (wie auch Mahler, Sibelius, Wolf und Zemlinky) bei Robert Fuchs das theoretische Rüstzeug erwarb, als väterlicher Lehrer einer ganzen Generation kroatischer Komponisten.

Seine Sonnigen Felder entstanden in seinen Wiener Jahren (1903-1919), während derer er sich durch Instrumentationen von Operetten und Opern (darunter d'Alberts Tiefland) durchbrachte. Durch diese Tätigkeit erwarb er sich wohl die Kunst der farbigen Orchestrierung, die diesem Werk seine Eigenart verleiht.

In der schimmernden Buntheit und in seiner mitunter ekstatisch aufschäumenden Melodik lässt sich dieses Werk mit der schwelgerischen Üppigkeit der Feste im Herbst von Josef Marx vergleichen. Ganz klar, dass die Zagreber dieses pastorale Tonbild mit allen Klangsonnen, die ihnen zu Gebote standen, kräftig zum Leuchten brachten.

Dass die Zagreber Philharmonie auch diskretere romantische Effekten zu mixen weiß, bewies sie im ersten Hornkonzert von Richard Strauss, in dem sich Radovan Vlatkovic als virtuoser Solist mit unerschöpflich facettenreicher Tongebung erwies. (Peter Vujica , DER STANDARD, Printausgabe vom 14./15.12.2002)