Telekom
Durchsuchungen bei Vivendi auf Canal Plus ausgeweitet
Ex-Finanzchef: Habe versucht, "Fehler" zu "vermeiden"
In der Bilanzaffäre um Vivendi Universal (VU)
haben Ermittler am Freitagabend auch den Sitz des zu VU zählenden
TV-Senders Canal Plus durchsucht. Wie aus Kreisen des Unternehmens
und der Ermittler bekannt wurde, durchsuchten Ermittlungsrichter und
Finanzpolizisten auch die Privatwohnung des früheren Senderchefs
Pierre Lescure im 16. Pariser Arrondissement. Unterdessen räumte
Messiers Ex-Finanzchef Guillaume Hannezo indirekt "Fehler" ein. Er
habe aber versucht, diese Fehler zu "vermeiden", zitierte "Le Monde"
vom Samstag Hannezo.
Besuch
Am Donnerstag hatten Fahnder wegen des Verdachtes gefälschter
Firmenbilanzen bereits die Pariser Zentrale des
französisch-amerikanischen Mischkonzerns und das Privathaus von
dessen Ex-Chef Jean-Marie Messier durchsucht. Beamte tauchten
deswegen am Vivendi-Sitz nahe dem Pariser Prachtboulevard
Champs-Elysées auf und durchsuchten auch Messiers Haus in Rambouillet
unweit der französischen Hauptstadt.
Vorwürfe
Drei Ermittlungsrichter gehen dem Verdacht nach, dass während
Messiers Amtszeit die Bilanzen 2000 und 2001 gefälscht und damit
Anleger gezielt getäuscht wurden. Sowohl in Frankreich als auch in
den USA laufen förmliche Ermittlungsverfahren. Sie wurden von der
Anlegervereinigung APPAC (Association des petits porteurs actifs) in
Gang gebracht, die im Falle einer gerichtlichen Klärung als
Nebenklägerin auftreten will.
Unschuldsbeteuerungen
In einem von "Le Monde" in Auszügen veröffentlichten Schreiben an
die Pariser Börsenaufsicht beteuerte der frühere Vivendi-Finanzchef
Hannezo, er und seine Mitarbeiter hätten versucht, strategische
Irrtümer der Konzernspitze "zu bremsen oder zu vermeiden". Namen
möglicher Schuldiger nannte Hannezo in dem 20-seitigen Schreiben
demnach nicht. Das Jahr 2001 habe aber "eine Anhäufung von Fehlern"
gebracht, die Vivendi in die Krise gestürzt hätten. Als ersten Fehler
nannte der Ex-Finanzchef "die Unterschätzung des Schulden-Problems".
Ständig habe das Unternehmen andere hinzugekauft und dabei "nicht der
Versuchung externen Wachstums widerstehen können".
Unter der Last von Milliardenschulden trennte sich Vivendi
Universal zuletzt von milliardenschweren Firmenbeteiligungen,
darunter auch von dem seit 150 Jahren angestammten Wassergeschäft.
(APA)