Immer wieder landen Familien aufgrund unbezahlter Rechnungen auf der Straße. Auch Weihnachtsfeste ohne Geschenke sind insbesondere mit Kindern schwierig. Die Schuldnerberatungsstellen nennen als häufigste Überschuldungsursache hohe Handyrechnungen. Auch die Mobilfunk-Netzbetreiber haben kein Interesse an unbezahlten Leistungen. Dennoch gibt es immer mehr Probleme, wobei Menschen quer durch alle Altersschichten betroffen sind.Banken Alexander Maly ist einer der erfahrensten Schuldnerberater Österreichs. Der Angriff auf die Geldinstitute in seinem Buch "Tatort Banken" hat Schlagzeilen gemacht. "Das größte Problem sind die Banken, das zweitgrößte die Mobilfunkbetreiber. Die Banken verdienen gut an Überziehungszinsen, die Mobilfunker drängen die Kunden zu Einziehungsaufträgen. Ist der Überziehungsrahmen ausgeschöpft, machen die Banken eine Umschuldung und das Konto kann erneut überzogen werden. So erfassen viele Kunden nicht, wie viel Geld für das Telefonieren drauf geht." Die Geldinstitute würden gerade vor Weihnachten durch euphemistische Umschreibungen wie "Einkaufsreserve" den "gnadenlosen Kontoüberzug" fördern, so Maly. "Einstiegsdroge in eine Schuldnerkarriere" Besondere Sorgen macht Maly der zu erwartende Mobile-Commerce-Boom. Dabei könnten via Handy noch größere Beträge ausgegeben werden. Aber auch die "informellen Kredite", die immer öfter auch an unter 18-Jährige vergeben werden, sind dem Experten ein Dorn im Auge. Er wünscht sich ein gesetzliches Verbot für diese "Einstiegsdroge in eine Schuldnerkarriere" – nicht zuletzt, da es sich um "volkswirtschaftlichen Unsinn" handle, Personen vor dem vollen Einstieg in das Wirtschaftsleben zu verschulden. Jugendliche Kunden haben besseres Zahlungsverhalten als Erwachsene Ganz ähnlich sieht das der österreichische Mobilfunk-Marktführer Mobilkom Austria in einer Stellungnahme: "Mobilkom Austria hat kein Interesse an säumigen Kunden und speziell an säumigen Jugendlichen, die sich in Schulden stürzen und dann kein Geld mehr fürs Telefonieren haben." Die Jugendlichen von heute seien die Top-Kunden von morgen und würden nach einer Kündigung lediglich den Anbieter wechseln. Allerdings seien die Jugendlichen gar nicht so unvernünftig: "Erfahrungen zeigen, dass jugendliche Kunden besseres Zahlungsverhalten als Erwachsene aufweisen." Bonitätsprüfungen Als präventive Maßnahme führen alle Anbieter vor Freischaltung Bonitätsprüfungen durch - "im Interesse der Kunden", wie es unisono heißt. Jugendliche unter 18 bekommen nur dann Postpaid-Verträge, wenn ein Erziehungsberechtigter haftet. Mobilkom, T-Mobile und One bieten Ihren Kunden weiters die Möglichkeit, den aktuell aufgelaufenen Rechnungszwischenstand zu überprüfen. Bei Telering wird das Telefonieaufkommen der Kunden automatisch überwacht. Gibt es plötzlich einen starken Anstieg nach oben, wird Kontakt aufgenommen. Dabei stellen manche Kunden fest, dass ihr Handy gestohlen wurde, berichtet Telering. Bei One erfolgt eine manuelle Überprüfung, sobald seit der letzten Rechnung mehr als 250 Euro vertelefoniert wurden. In der Folge kann der Anschluss gesperrt werden. "Im Interesse des Kunden" Alle Netzbetreiber geben an, mit den Schuldnerberatungsstellen zusammenzuarbeiten und individuelle Lösungen, meist Ratenzahlungen, anzustreben. Telering wünscht sich auch Unterstützung vom Gesetzgeber. Den Netzbetreibern solle "im Interesse des Kunden" erlaubt werden, Daten über zahlungsunfähige Kunden auszutauschen. So sollen unachtsame Kunden vor sich selbst geschützt werden. Viele würden nach einer Kündigung wegen unbezahlter Rechnungen zu einem anderen Netzbetreiber wechseln und dort zusätzliche Schulden anhäufen. Für die Verstärkung der Probleme durch Mobile Commerce scheinen die Netzbetreiber noch kein Rezept zu haben. So schreibt One "Wir werden entsprechende Verträge sowohl mit den M-Commerce Vertragspartnern als auch mit den Kunden abschließen, um (unleistbare Transaktionen) zu verhindern". T-Mobile sieht sich nur als Vermittler, Telering bietet derzeit keine derartigen Dienste an. Mobilkom schließlich sieht gar keine neuen Probleme, da das Handy nur ein Ersatz bisher genutzter Zahlungsformen sein werde. schuldnerberatung.at lautet die Adresse des Webportals der Schuldnerberatungen in Österreich.(pte)