Innsbruck - Mit einer beachtlichen Jahres- und Fünfjahresbilanz empfahl sich am Freitag der amtierende Vorstand der Hypo Tirol, Josef Prader, Siegfried Rainer-Theurl und Walter Mair, für eine erneute Bestellung. Aus politischen Motiven gilt die Wiederwahl aber als ungewiss. Wie DER STANDARD berichtete, gab es heftige Differenzen um eine geplante Holding mit der Südtiroler Sparkasse, die der Vorstand mit Zustimmung von VP-Exlandeshauptmann Wendelin Weingartner projektiert hatte, die aber vom amtierenden VP-Finanzlandesrat Ferdinand Eberle nicht goutiert worden war.

Trotz eines laut Prader "extrem schwierigen Umfeldes mit durchschnittlichen Gewinnrückgängen in Österreich um ein Drittel" zeigen die Kennziffern der letzten landeseigenen Hypobank nach oben. Mit einem Anstieg des Ergebnisses der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit um 7,6 Prozent auf 31,3 Mio. Euro und einem Plus von 233 Prozent in fünf Jahren habe man sich in Österreich von Platz 20 (1998) auf Rang 7 verbessert. Dabei konnten die stillen Reserven im selben Zeitraum von 36,6 Mio. Euro auf 67 Millionen erhöht, die Cost-Income-Ratio bei 59,26 Prozent stabil gehalten werden. Die Bilanzsumme liegt mit einem Plus von 17,2 Prozent bei knapp über sieben Mrd. Euro. Damit behauptet die Hypo Platz eins im erweiterten Kernmarkt Tirol/Südtirol/Trentino. Für interessierte Käufer wird es teurer: Der Wert (nach mittleren Transaktionspreisen) wird vom Vorstand auf rund 645 Mio. Euro geschätzt - ein Anstieg um 80 Prozent in fünf Jahren.

Steigerung bei Einlagen

Ein "hohes Vertrauen der Kunden" ortet Vorstand Rainer-Theurl mit Verweis auf die "atypische" Steigerung der Einlagen um 11,7 Prozent. Zudem profitiere die Bank von verstärkten Emissionen: 1,7 Mrd. Euro (statt geplant eine Mrd.) seien am Markt platziert worden. Hypo-Chef Prader vermutet, dass es der "überschaubaren Regionalbank" gelungen sei, "als Schnellboot zwischen den Tankern rechtzeitig gegenzusteuern" und die Kosten im Griff zu halten.

Zwölf Prozent der Kunden kommen mittlerweile aus Italien. Im Leasing erwirtschaftet die Hypo dort mehr als in Österreich. Die Zahl der Arbeitsplätze soll 2003 von 717 auf 760 erhöht werden. Neben einem Verwaltungsgebäude in Bozen wird ein Kundencenter in Wien Süd eröffnet. (bs, Der Standard, Printausgabe, 16.12.2002)