USA: Reservisten werden aufgerufen, sich bereit zu halten
Irak wirft Bush Heuchelei vor - Vizepremier Aziz: US-Präsident führt "unerklärten Krieg"
Redaktion
,
Bagdad/Washington - Der irakische Vizepremier Tarik
Aziz hat US-Präsident George W. Bush als Heuchler bezeichnet, der die
USA in eine feindselige imperialistische Politik treibe. Zugleich
warf der Irak den USA und Großbritannien vor, mit ihren
Bombardierungen in Irak bereits einen "unerklärten Krieg" zu führen.
Die Inspektoren der UNO und der Internationalen Atomenergiebehörde
IAEO setzten am Sonntag ihre Kontrollen im Irak fort und durchsuchten
mindestens drei Einrichtungen. Der irakische Ölminister Amir Muhammad
Rashid erklärte, Bagdad werde voll mit der IAEO kooperieren und
beweisen, dass es keine Massenvernichtungswaffen besitze.
Aziz sagte in der amerikanischen Fernsehsendung "Fox News Sunday",
Bush sei ein Heuchler, weil "ein wahrer Christ" kein Kriegshetzer
sein und nicht die Zerstörung eines Landes und eines Volkes betreiben
könne. Der Politiker wiederholte, dass die Inspektoren keine
Massenvernichtungswaffen finden könnten, weil es im Irak keine gebe.
Außerdem warnte er die USA, dass ihre Soldaten nicht mit Blumen,
sondern mit Kugeln empfangen würden. Die USA würden auf erbitterten
Widerstand treffen und viele Opfer haben.
Der irakische Außenminister Naji Sabri forderte die UNO am
Wochenende auf, "der Aggression Einhalt zu bieten". Er rechnete in
seinem Schreiben an UNO-Generalsekretär Kofi Annan vor, dass
britische und US-Flugzeuge den irakischen Luftraum binnen vier Wochen
mehr als 1.140 Mal verletzt hätten. "Diese täglichen Verstöße ... und
die barbarische Bombardierung irakischer Städte und Dörfer haben das
Niveau eines unerklärten Krieges erreicht." Die Flugzeuge
kontrollieren die Einhaltung der Flugverbotszonen im Norden und Süden
des Landes, die die USA und Großbritannien nach dem Golfkrieg 1991
zum Schutz irakischer Minderheiten eingerichtet hatten. Die US-Armee
teilte mit, am Samstag seien in der südlichen Zone
Verteidigungseinrichtungen des Irak bombardiert worden, nachdem
Patrouillenflugzeuge beschossen worden seien. Der Irak sagte, es
seien zivile Ziele angegriffen worden.
Der Irak werde mit den Inspektoren vollständig kooperieren und
damit die USA und Großbritannien als Lügner entlarven, sagte
Ölminister Rashid gegenüber Reuters. Der Irak habe absolut keine
Massenvernichtungswaffen. Mit Blick auf die UNO-Bitte an die
irakische Regierung, eine Liste von Wissenschaftlern und Experten
vorzulegen, die mit den Waffenprogrammen des Landes zu tun haben,
sagte Rashid: "Sie (die Inspektoren) werden viele Fragen haben. Wir
werden damit umgehen."
Chef-Inspekteur Hans Blix hatte am Donnerstag in einem Schreiben
an die irakische Regierung nach der Liste verlangt. Diese soll Ende
des Monats vorgelegt werden. Gespräche der Inspektoren mit an den
irakischen Programmen Beteiligten sind in der verschärften
UNO-Resolution 1441 vorgesehen, mit deren Hilfe die Abrüstung Iraks
sicher gestellt werden soll. Der Irak war in der Resolution
aufgefordert worden, seine Waffenprogramme lückenlos darzulegen und
die UNO-Waffeninspektoren bei der Suche nach Massenvernichtungswaffen
im Irak nicht zu behindern. IAEO-Chef Mohamed El Baradei dämpfte
inzwischen die Erwartung schneller Ergebnisse bei den
Irak-Inspektionen.
Wegen der erhöhten US-Militärpräsenz am Golf riefen die USA
Verteidigungskreisen zufolge 27.000 Reservisten auf, sich für einen
Einsatz in der Heimat bereit zu halten. "Verteidigungsminister
(Donald) Rumsfeld hat die Einberufung (der Reservisten) noch nicht
angeordnet, aber die Truppen wurden alarmiert, sich bereit zu
halten", hieß es. Die Soldaten sollen in den Häfen des Landes, bei
Transporten und in technischen Bereichen eingesetzt werden.
Großbritannien kündigte für Februar die Verlegung einesFlottenverbands in den Golf an.(APA/Reuters)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.