Barcelona - Mehrere zehntausend Menschen haben in Barcelona angesichts der verheerenden Ölpest an der galicischen Küste für einen Rücktritt des spanischen Ministerpräsidenten José Maria Aznar demonstriert. An der Kundgebung hätten mehr als 50.000 Menschen teilgenommen, teilten die Veranstalter am Sonntag mit. Die Polizei sprach dagegen von 12.000 Teilnehmern. Die Demonstranten forderten zudem eine Entlassung des galicischen Regierungschefs Manuel Fraga Iribarne und die offizielle Deklaration der Region zum "Katastrophengebiet". Währenddessen näherte sich ein neuer Ölteppich der Küste. Südwestwind trieb die schwarze Flut auf die Rias Bajas zu, die weit ins Landesinnere reichenden Flussmündungen. Die Demonstranten - einige davon hatten sich schwarze Tränen ins Gesicht gemalt - riefen Regierung und Parlament zu unverzüglichem Handeln auf, um sicherzustellen, dass sich eine solche Umweltkatastrophe nicht wiederhole. Zum Abschluss des Protestmarsches wurde eine Erklärung verlesen, in der die Demonstranten den Rücktritt Aznars und Fragas forderten. Die Regierung habe ihre Glaubwürdigkeit verloren und sich unverantwortlich verhalten, kritisierten sie. Weiters verlangten die Veranstalter die Freigabe finanzieller Mittel zur Bekämpfung der Ölpest und eine Verschärfung des Verkehrsrechts für "gefährliche Handelsschiffe". Aznar hatte das betroffene Gebiet an der spanischen Westküste am Wochenende, knapp einen Monat nach dem Untergang der "Prestige", zum ersten Mal seit der Havarie des Öltankers besucht. Der mit 77.000 Tonnen Schweröl beladene Tanker war Mitte November vor der galicischen Küste leck geschlagen und wenige Tage später gesunken. Schätzungen zufolge traten aus seinem Rumpf bereits zwischen 20.000 und 30.000 Tonnen Öl aus. Aznar sagte am Samstag bei seinem Besuch in La Coruna neuerlich, es sei ihm wichtiger gewesen, sich in Madrid um die notwendigen Maßnahmen zu kümmern, anstatt vor Ort um Popularität zu buhlen, sagte der Regierungschef in La Coruna. Außerdem entschuldigte er sich dafür, dass seine Regierung die notwendigen Mittel für die Opfer der Ölpest nicht immer rechtzeitig bereitgestellt habe. Der französische Staatspräsident Jacques Chirac drohte dem Kapitän und dem Eigner des gesunkenen Öltankers mit Strafverfolgung. Er werde die französische Justiz auffordern, Ermittlungen einzuleiten, sobald Schweröl aus dem Tanker französische Gewässer erreiche, sagte Chirac am Rande des EU-Gipfels am Freitag in Kopenhagen. Der marokkanische König Mohammed VI. bekundete unterdessen Solidarität mit den von der Ölpest betroffenen Menschen. Marokko teile deren Sorgen, hieß es in einer Erklärung des königlichen Kabinetts am Freitag in Rabat. Daher erhielten spanische Fischer aus dem Katastrophengebiet für drei Monate das Recht, in marokkanischen Gewässern zu arbeiten. (APA/AP)