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Foto: EPA/AP/Fred Ernst

Belgrad - Die einstige Präsidentin des bosnisch-serbischen Landesteils, Biljana Plavsic, hat am Montag schwere Vorwürfe gegen mehrere ehemalige Serbenführer erhoben. Laut dem Belgrader Sender "B-92" sagte Plavsic bei ihrem Prozess vor dem Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag am Montag aus, die damaligen Serbenführer, Präsident Slobodan Milosevic, der Präsident der Serbischen Republik Radovan Karadzic, der bosnisch-serbische Parlamentspräsident Momcilo Krajisnik und der Befehlshaber der bosnisch-serbischen Truppen, Ratko Mladic, hätten die Idee der "ethnische Trennung" der bosnischen Völker entwickelt.

In diesem Sinne habe bereits im Jahre 1991 die Ausrüstung der bosnischen Serben begonnen, wobei den jugoslawischen Streitkräften und der serbischen Polizei wichtige Rolle zugekommen sei. Plavsic selbst hatte laut dem Dokument die Ankunft von Milizeinheiten aus Serbien "auf bestimmte Weise" ermutigt. Sie sei, wie auch andere bosnisch-serbische Führer, an der Verdeckung von Verbrechen beteiligt gewesen. Wenngleich sie Mitglied der bosnisch-serbischen Führung gewesen sei, habe sie jedoch nicht zu jener Führungsgruppe gehört, die hinter der Kampagne der ethnischen Säuberung gestanden seien. Allerdings sei diese Kampagne von ihr unterstützt und auch umgesetzt worden, sagte Plavsic laut "B-92".

Anklage wegen Völkermordes zurückgenommen

Diese Einzelheiten aus dem Prozessprotokoll der abschließenden Verhandlung gegen Plavsic veröffentlichte der Belgrader Sender am Montagabend. Plavsic hatte im Oktober die Verantwortung für die Vertreibungen auf ethnischer, politischer und religiöser Grundlage übernommen. Die Anklage hatte danach auf die Vorwürfe für den Völkermord und sonstige Verbrechen verzichtet.

Der Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel hat als Zeuge der Anklage und der Verteidigung in seiner heutigen Aussage Plavsic schwer belastet. Die Verurteilung von Plavsic werde auch die Verurteilung für alle Verbrechen gegen die Menschheit sein. Der Verbrechen gegen die Menschheit könne durch nichts rechtfertigt werden, sagte Wiesel.

An der abschließenden Verhandlung nahmen auch Anwälte des früheren bosnisch-serbischen Parlamentspräsidenten Momcilo Krajisnik teil. Der Prozess gegen Krajisnik soll Anfang nächsten Jahres beginnen. Die Aussagen Plavsic dürften sich auf dessen Verfahren ebenso wie auf jenes von Milosevic auswirken. (APA)