Washington - Statt des früheren US-Außenministers Henry Kissinger soll nun der Ex-Gouverneur des Bundesstaates New Jersey, Tom Kean, die Untersuchungskommission zu den Anschlägen am 11. September leiten. Das Weiße Haus in Washington gab die Nominierung Keans am Montag bekannt. Der ursprünglich von Präsident George W. Bush auf den Posten berufene Kissinger hatte am Freitag überraschend seinen Verzicht erklärt. Die Kommission soll Versäumnisse der Sicherheitsbehörden im Vorfeld der Anschläge untersuchen.

Bush bezeichnete Kean als einen Politiker, der für seine "Integrität, Fairness und Urteilskraft" geschätzt werde. Der Präsident zeigte sich zuversichtlich, dass der Ex-Gouverneur die Untersuchungen "gründlich" ausführen werde. Kean ist ein Republikaner und damit Parteifreund des Präsidenten. Das Gremium, das er nun übernimmt, setzt sich sowohl aus Republikanern als auch aus oppositionellen Demokraten zusammen. Die zehnköpfige Kommission soll Vorwürfen nachgehen, dass die Terroranschläge möglicherweise hätten verhindert werden können. Besonders der Bundespolizei FBI und dem Geheimdienst CIA wird vorgeworfen, mögliche Hinweise auf die Anschlagsplanungen nicht erkannt zu haben.

Kissinger hatte seinen Rückzug damit begründet, dass er den Anschein eines Interessenkonflikts mit seinen beruflichen Aktivitäten vermeiden wolle. Der frühere Außenminister leitet eine internationale Beratungsfirma. Die oppositionellen Demokraten sowie Hinterbliebene von Opfern des 11. September hatten ihn aufgefordert, seine Geschäftsbeziehungen zu enthüllen. Kissinger hatte dies verweigert, dabei aber stets betont, dass er keine Kunden in Nahost oder Saudiarabien habe.

Die Ernennung Kissingers war zudem in die Kritik geraten, weil dem 79-Jährigen angelastet wird, als Außenminister unter anderem in den Militärputsch in Chile 1973, in die Anordnung von Flächenbombardierungen in Kambodscha während des Vietnam-Kriegs sowie in andere fragwürdige Geheimaktivitäten verwickelt gewesen zu sein. In einigen Medien war spekuliert worden, mit der Ernennung Kissingers zum Kommissionsvorsitzenden solle die Untersuchung behindert werden. Bush hatte das Gremium erst nach langem Zögern eingesetzt. (APA)