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Foto: Reuters/ SHAMIL ZHUMATOV

Wien - Antizyklisch klingt gut. Weil das Wort einen gewissen Optimismus signalisiert. Und gerade dann, wenn nicht einmal mehr das Weihnachtsgeschäft dazu Anlass gibt, der Kaufleute Frohlocken mit dem Jauchzen und Frohlocken mutmaßlich himmlischer Heerscharen in einen Wettstreit treten zu lassen, gerade dann findet einer, der die Frohbotschaft des privatwirtschaftlich-antizyklischen Investierens betont, Gehör.

"In einer Boomzeit hätte man gar nicht die Muße, sich mit solchen Dingen auseinander zu setzen", meint Robert Liska lächelnd - und schaut auf den großen Adventkranz, der am Graben quasi vor seiner Nase hängt: Anfang November hat der Nobelpelzmacher am Graben eine Dependance eröffnet - und trotzt damit gleich doppelt den Trends der Shoppingszene.

Zum einen, weil sich Liska weigert, in den Chor der Weihnachtsgeschäftsbejammerer einzustimmen. ("Vielleicht profitieren wir ja davon, neu angesiedelt zu sein", meint er fast entschuldigend).

Platz für die Flagshipstores

Zum zweiten widersetzt er sich damit dem Trend, dass heimische Traditionsunternehmen die Goldene Zone zwischen Graben und Kohlmarkt verlassen und Platz für die Flagshipstores nobler und internationaler Luxusketten zu machen. "Auch wir hatten sehr lukrative Angebote, Platz zu machen", erklärt der Tierhautveredler, der schon lange im ersten Stock des neuen Shops Werkstätten betreibt.

Es sei nicht zuletzt eine Frage des Selbstbewusstseins, die Konkurrenz von Gucci & Co. in unmittelbarer Nachbarschaft nicht zu scheuen: "Wir spielen in der ersten Liga und brauchen uns nicht zu verstecken." Außerdem sei es auf Dauer auch für die Kunden langweilig, egal in welcher Stadt in bestimmten Vierteln immer die gleichen Markenshops mit der gleichen Ware im gleichen Shoplayout zu finden. Da unterscheide sich das Luxus-Publikum nicht von H&M- oder sonstigen Günstig-Käufern.

Dass Liska in Zukunft anderswo nicht trotzdem Seite an Seite mit Vuitton, Prada und Konsorten zu finden sein könnte, bedeute das aber nicht: "In Budapest gibt es uns schon lange, in Prag, Brünn und Bratislava sind Dependancen geplant." Mittelfristig sei aber auch eine Expansion "nach Westen" möglich. (Thomas Rottenberg, DER STANDARD Printausgabe 17.12.2002)