Der Axel-Springer-Verlag hat vom Kirch-Konzern zurecht 767 Millionen Euro für seinen Anteil am Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 gefordert. Das Landgericht München gab am Dienstag einer Teilklage Springers statt und verurteilte Kirchs TaurusTV zur Zahlung von 34,5 Millionen Euro, zusammengesetzt aus 29,85 Millionen Euro plus acht Prozent Zinsen. Mit diesem Urteil kann Springer auch den Rest der 767 Millionen Euro einfordern, wie ein Gerichtssprecher erklärte.

Auf Teilsumme geklaget

Springer habe zunächst nur auf eine Teilsumme geklagt, um die Gerichtskosten nicht unnötig in die Höhe zu treiben. Kirch wird gegen das Urteil wahrscheinlich Rechtsmittel einlegen, wie ein Rechtsanwalt der TaurusTV erklärte. Allerdings ist das Urteil sofort vorläufig vollstreckbar, das heißt Springer kann von TaurusTV bereits jetzt die 34,5 Millionen Euro kassieren.

Springer hatte im Jänner eine Verkaufsoption geltend gemacht und für seinen 11,5-Prozent-Anteil an der Fernsehgruppe ProSiebenSat.1 von KirchMedia und Taurus TV 767 Millionen Euro gefordert. Kirch bestritt diese Option zwar. Die KirchMedia, die 52 Prozent an der ProSieben-Gruppe hält, musste aber im April Zahlungsunfähigkeit anmelden. Springer richtet seine Klage daraufhin nur gegen die noch nicht insolvente TaurusTV.

In den Vergleichsverhandlungen hatte Springer nur noch einen Bruchteil der Differenz zwischen den 767 Millionen Euro und dem aktuellen, weit niedrigeren Börsenwert des Aktienpakets gefordert. Der Verlag hatte angedeutet, dass die Differenz auch in Form von mehr Aktien ausgeglichen werden könnte. Springer hatte eigentlich den Rückzug aus dem TV-Geschäft beschlossen, sah aber jetzt die Chance, mit einem Ausbau der Beteiligung von 11,5 auf mindestens 25 Prozent an der ProSieben-Gruppe relativ günstig eine strategisch interessante Position auf dem deutschen TV-Markt zu erreichen.

KirchMedia hält 52 Prozent an der ProSiebenSat.1-Media-AG und will das gesamte Paket an den Heinrich-Bauer-Verlag verkaufen. Ob Springer nach dem Scheitern des Vergleichs mittelfristig ganz aus dem Fernsehgeschäft aussteigt, ist zunächst noch offen. (APA/AP)