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Angeklagte Plavsic

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Die Einvernahme Plavsic wird in einem Elektrogeschäft in Sarajevo übertragen.

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Belgrad/Den Haag - Die Chefanklägerin des UNO-Kriegsverbrechertribunals Carla del Ponte hat in der Verhandlung gegen die einstige bosnisch-serbische Präsidentin Biljana Plavsic in ihrem Schlussplädoyer eine Haftstrafe zwischen 15 und 25 Jahren beantragt. Für Verbrechen gegen die Menschheit, derer sich Plavsic schuldig erklärt hat, ist im Tribunalsstatus die lebenslange Haftstrafe vorgesehen.

Del Ponte führte als mildernde Umstände sowohl das Schuldbekenntnis als auch ihre Unterstützung für das Dayton-Friedensabkommen an. Als erschwerend wertete sie allerdings die Tatsache, dass es Plavsic nach wie vor ablehnt, als Belastungszeugin in anderen Prozessen vor dem UNO-Tribunal auszusagen. "Es ist mir bisher nicht gelungen, sie zu überreden, diese letzte Etappe ihrer Verantwortung zu übernehmen", erklärte Del Ponte.

Belgrader Zeitschrift: Plavsic könnte Strafe in Schweden abbüßen

Die ehemalige Präsidentin der bosnischen Republika Srpska könnte bei einem Schuldspruch ihre Haftstrafe in Schweden verbüßen. Das berichtete am Mittwoch die Belgrader Wochenzeitschrift "Blic News". Der Zeitschrift zufolge hat Plavsic mit dem Tribunal ein Abkommen geschlossen, wonach sie sich aussuchen kann, in welchem Land sie eine allfällige Strafe verbüßt.

In Schweden gibt es der Zeitschrift zufolge eine Gesetzesregelung, wonach Häftlinge über 70 Jahre nur eine symbolische Zeit im Gefängnis verbringen müssen. Plavsic ist 72. Würden schwedische Gesetze angewandt, müsste Biljana Plavsic nur kurze Zeit im Gefängnis bleiben.

"Blic news" erwähnt Goran Jelisic als Präzedenzfall. Jelisic, ein bosnischer Kroate, war vom UNO-Tribunal zu 40 Jahren Haft verurteilt worden. Er wählte Italien als den Staat aus, in dem er die Haftstrafe verbüßen wollte.

Aussage von Ex-US-Außenministerin Albright

Die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright hat am Dienstag vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal im Prozess gegen die einstige Präsidentin der Serbischen Republik in Bosnien-Herzegowina, Biljana Plavsic, ausgesagt. Albright bezeichnete Plavsic als "serbische Nationalistin" und als eine "umstrittene Persönlichkeit" bezeichnet. Einerseits sei sie um die serbischen Interessen bemüht gewesen. Gleichzeitig habe sie jedoch erkannt, "wie wichtig die Umsetzung des Friedensabkommens von Dayton ist", präzisierte Albright.

"Offensichtlich war sie zuvor in schreckliche Dinge verwickelt, danach begann sie allmählich zu merken, dass das Dayton-Abkommen der richtige Weg ist, um das Notwendige zu erreichen". Die einstige US-Botschafterin im UNO-Sicherheitsrat und spätere Außenministerin Albright hatte Plavsic erst im Jahr 1997 kennen gelernt. Sie bezeichnete ihre Gespräche mit der damaligen Präsidentin der Republika Srpska als schwierig und "häufig auch unangenehm". Sie bestritt frühere serbische Medienberichte, wonach Plavsic "ihre Marionette" gewesen sei. Dies treffe überhaupt nicht zu. "Wir haben immer sehr komplizierte Gespräche geführt. Sie war der Ansicht, dass das, was wir unternommen haben, im Grunde Belgrad unterstützt hat", beschrieb Albright ihre wiederholten Gespräche mit Plavsic.

Nach Ansicht von Albright hatte Plavsic auch ein "persönliches Risiko" übernommen, als sie sich öffentlich für das Dayton-Abkommen in einem Umfeld eingesetzt hatte, in dem die Gegner des Abkommens weiterhin sehr stark waren. Dies hatte im Jahre 1998 auch zu ihrer Abwahl zu Gunsten des Ultranationalisten Nikola Poplasen geführt. Mit der Aussage vor dem Tribunal wollte sie kundtun, dass diese Institution die einzige Methode sei, mit den schrecklichen Verbrechen abzurechnen und dafür zu sorgen, dass es nicht mehr zu solchen Verbrechen komme, sagte Albright. "Ich bin auch der Ansicht, dass es gilt, jenen Menschen gegenüber Achtung zu zeigen, die ihre persönliche Verantwortung übernommen haben und zu einer entsprechenden Strafe bereit sind", unterstrich die einstige US-Außenministerin.(APA)