Wien - Bedenken gegen die Anwendung medizinischer Technik "um jeden Preis" hat der Wiener Moraltheologe Günter Virt im Zusammenhang mit der durch Eizellspenden herbeigeführten Mutterschaft der zwei älteren Frauen geäußert. Es bestehe heute die generelle Tendenz, lebensweltlichen Problemen sozialer oder psychologischer Art mit technischen "Lösungen" zu begegnen.

Kinder "nur zur Wunscherfüllung" gemacht

Das sei deswegen problematisch, als bei der Entbindung der 58- bzw. 61-jährigen Mütter auch Kinder beteiligt seien, die sich irgendwann wohl "als Mittel zum Zweck" fühlen werden, so Virt am Dienstag im Gespräch mit "Kathpress". Als Heranwachsende würden sie mit der Tatsache konfrontiert sein, dass sie "nur zur Wunscherfüllung" ihrer Mütter zur Welt gekommen sind und nicht schicksalhaft, und dass sie dann das Gefühl bekämen: "Ich muss das jetzt ausbaden".

Gezielter Generationensprung

Der Theologe - er ist auch Mitglied der Bioethikkommission im Bundeskanzleramt - gestand zu, dass viele Kinder ohne Schaden zu nehmen von ihren Großeltern erzogen worden sind, wenn die Eltern nicht zur Verfügung standen. Es sei jedoch etwas anderes, "einen Notfall gezielt herbeizuführen". Aus der Sicht Virts ist es "problematisch, ein Kind gezielt einem Generationensprung auszusetzen". Er warnte zugleich vor einer Entwicklung, durch die derartige Geburten keine Einzelfälle bleiben würden - auch wenn man für die Eizellspenden ins Ausland reisen müsse, wo derartige Methoden legal seien: "Angebot erzeugt Nachfrage". In Österreich ist die Herbeiführung von Schwangerschaften mit fremden Eizellen nach dem Fortpflanzungsmedizingesetz verboten. Während bei künstlichen Befruchtungen Samen eines Dritten verwendet werden können, dürfen einer Frau nur eigene Eizellen eingepflanzt werden. Nicht unter Strafe steht in Österreich dagegen die Geburt eines Kindes, das im Ausland mittels fremder Eizelle in der Retorte gezeugt wurde - wie bei den beiden Fällen in Graz. (red)