Es geschah am 18. Juli 2000: Hunderte Schau- und Kauflustige kicherten aufgeregt, als sie das erste Mal mit der Scanner-Pistole auf die Waren zielten. Und wenn das sprechende Einkaufswagerl Sonderangebote ankündigte, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr. In der Obstabteilung wurde das Raunen der Menge mit Vogelgezwitscher untermalt, während das Apfelhologramm über der Waage für fassungslose Blicke sorgte. Zweieinhalb Jahre später hat sich die freudige Erregung verflüchtigt.

Zwischen den Regalen gehen mittlerweile äußerst routinierte "Pistoleros" auf Beutejagd und hantieren mit den tragbaren Scannern, als hätte sie das schon immer getan. "Na, des is mir viel zu teuer", kommentiert ein älterer Herr den Preis einer Konservendose. Auf einen kurzen "Piep" folgt ein ebenso kurzes Kopfschütteln – und schon wandert die Büchse wieder zurück auf die Stellage.

Nächster Versuch. Diesmal klappt's. "Piep" – und die potenzielle Mahlzeit landet zwischen den engmaschigen Gitterstäben. Etiketten werden keine mehr gesucht, sondern nur noch zielsicher das gut sichtbare Schild mit dem computergesteuerten Wert des Artikels anvisiert: "Piep".

Kaum jemand betritt den Verkaufsbereich ohne Scanner-Pistole, obwohl nur Stammkunden die Lizenz zum Feuern auf die Barcodes haben. Doch die Dinger, die wie Miniaturausgaben von Raumschiff Enterprise aussehen, sorgen hie und da auch für Unmut bei der Kundschaft, bestätigt die stellvertretende Filialleiterin: "Die Leute sind dann schnell ungeduldig, wenn etwas nicht funktioniert."

Der Ärger über die wortgewandten Einkaufswagen hält sich allerdings in Grenzen. Denn denen hat es längst die Sprache verschlagen. "Die sind kaputt geworden, weil sie halt immer im Regen draußen stehen", berichtet die leitende Angestellte. Nachsatz: "Aber die sprechenden Wagerln waren den Kunden ohnehin nicht so recht." Nun herrscht stille Dankbarkeit für stille Transportgeräte.

Die restlichen Features bleiben weitgehend unbeachtet. Das Hologramm über der Obstwaage ist nun – der Jahreszeit angepasst – ein Zwetschkenkrampus, im Hintergrund trällern immer noch imaginäre Vögel. Im Foyer, wo das Surfen im Internet und Blutdruckmessen gratis angeboten werden, herrscht gähnende Leere.

Der High-Tech-Billa in Purkersdorf war so etwas wie der Prototyp einer neuen Generation von Supermärkten. Und er ist es heute noch. "Wir haben mit der in dieser Kombination nach wie vor einzigartigen Filiale alle Zielsetzungen erreicht, die wir uns vorgenommen hatten", bestätigt Wolfgang Wimmer, Vorstandsvorsitzender der Billa AG. Nach dem Umbau seien nicht nur die Umsätze beträchtlich gesteigert, sondern auch einige Innovationen erfolgreich ausprobiert worden.

Das "self scanning" scheint sich mehr und mehr durchzusetzen und lässt sich von kleineren technischen Problemchen nicht aufhalten. Wimmer zur APA: "Vier von fünf Kunden wenden das System regelmäßig an. Deshalb haben wir 'self scanning' in weiteren fünf Filialen in Wien und Graz installiert – zuletzt im Anfang Dezember eröffneten Big Billa in Neulengbach." Fazit: Erlebnis-Shopping mit Scanner-Pistole kommt gut an, sprechende Einkaufswagen scheinen des Guten dann doch etwas zu viel zu sein.(Von Andreas Tröscher/APA)