Gütersloh - Das Gütersloher Verlagshaus Bertelsmann hat sich in der Zeit des "Dritten Reiches" nicht gegen das NS-Regime aufgelehnt. Das geht aus dem Forschungsbericht einer vierköpfigen Historiker-Kommission unter Leitung des Israelis Saul Friedländer aus Tel Aviv hervor. Der Bericht über die seit 1998 andauernden Forschungen zur Rolle des Bertelsmann Verlags während der Zeit des Nationalsozialismus wurde am Dienstag in Gütersloh vorgestellt.

Die Bildung der Legende, Bertelsmann sei ein "Widerstandsverlag" gewesen, habe lediglich dazu gedient, nach dem Krieg schnell wieder eine Verlagslizenz zu bekommen. So urteilten die Forscher.

Ausgelöst wurde die Untersuchung durch eine Bemerkung des früheren Bertelsmann-Vorstandsvorsitzenden Thomas Middelhoff, der 1998 behauptet hatte, Bertelsmann sei gegen Kriegsende von den Nazis geschlossen worden, weil der Verlag subversive Bücher gedruckt habe. Tatsächlich sei ein Ermittlungsverfahren der Grund gewesen. Das Unternehmen habe missbräuchlich Papierschecks der Wehrmacht genutzt und Papier gehortet. Zudem seien leitende Mitarbeiter verdächtigt worden, sich persönlich bereichert zu haben, heißt es in der Studie. (APA/dpa)