Der Wiener Kommunikationslösungs-Anbieter TopCall International AG, der seit Juli 1997 an der Brüsseler Nasdaq Europe gelistet ist, notiert ab morgen, Donnerstag auch an der Wiener Börse. Von dem Gang an den "Heimmarkt" verspricht sich das Unternehmen eine "deutlich höhere Medienpräsenz", "geringere Handelsgebühren" und einen "besseren Zugang zu den österreichischen Fonds", sagte Topcall-Vorstandsvorsitzender Herbert Blieberger am Mittwoch bei einem Pressegespräch.

Erwarungen

Weiters würden "hohe Erwartungen in die Bemühungen des Kapitalmarktbeauftragten der Regierung, Ex-OMV-Chef Richard Schenz, gesetzt", betonte Blieberger. Auch das nicht zufriedenstellende Market-Maker-System der Nasdaq Europe, sowie die zu geringe Visibilität der TopCall-Aktie auf diesem Börsenplatz - in nationalen sowie internationalen Investorenkreisen - hätten diese Entscheidung beeinflusst.

Ob die Topcall-Aktie auch weiterhin parallel an der Nasdaq Europe notiere, werde in den nächsten Monaten - gemäß der Veränderung der Volatilität - entschieden, kündigte Blieberger an. Es könne allerdings sein, dass die Aktie künftig in Brüssel kaum mehr gehandelt werde und es daher kein Problem mit der Volatilität geben werde. Die Kosten für das Listing im Prime Market der Wiener Börse bezifferte Topcall-Finanzvorstand Christoph Stockert mit "unter 100.000 Euro".

Heimkehr

Für die Wiener Börse bedeute der "erste Heimkehrer" eine "Bereicherung" für den Technologiesektor dieses Marktplatzes, stellte der Vorstand der Wiener Börse, Stefan Zapotocky, fest. Die Notierung von Topcall zeige, dass die Wiener Börse nach ihrer technologischen Umrüstung nun die richtigen Voraussetzungen für ein Listing biete. Man werde sich weiterhin bemühen, die Wiener Börse zu einem "hervorragenden Standort für die Industrie" zu machen.

Schenz zeigte sich heute "stolz, dass eine Firma, die ein Exportquote von 90 Prozent aufweist, an die Wiener Börse zurückkehrt. Mit dem Prime Market habe die Wiener Börse ein "attraktives Segment" ins Leben gerufen. Für den für die Wiener Börse gestarteten Aktionsplan - mehr Vertrauen, mehr Volumen - seien "die Weichen gut gestellt", gab sich Schenz optimistisch.

Die 1978 gegründete Topcall setzte 2001 mit 222 Mitarbeitern 30,4 Mio. Euro um. Das Betriebsergebnis (EBIT) war mit minus 5,3 Mio. Euro noch negativ, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) belief sich auf 0,1 Mio. Euro. In den ersten drei Quartalen 2002 betrug der Umsatz 2,7 Mio. Euro, das EBIT lag bei plus 1,4 Mio. Euro, das EBITDA bei 2,7 Mio. Euro. Das Verhältnis von Cashflow zu Umsatz lag per Ende September bei 21 Prozent, das von Gewinn zu Umsatz bei 11 Prozent. Der Cashbestand lag bei 13,2 Mio. Euro, die Mitarbeiterzahl bei 204.

Im Gesamtjahr 2002 erwarte Topcall trotz des rückläufigen IT-Marktes ein Umsatzplus von sieben bis neun Prozent, prognostizierte Blieberger. 2003 werde mit zweistelligen Umsatzzuwächsen gerechnet. Die EBIT-Ratio werde 2002 zwischen 5 bis 7 Prozent liegen und 2003 zweistellig wachsen, schätzt Blieberger. Sollten die für 2002 und 2003 angestrebten Ziele erreicht würden, werde die Auszahlung einer Dividende in Erwägung gezogen.

Automatisierung von Arbeitsabläufen im Bereich der Kommunikation für Großkunden

Das Unternehmen, das auf die Automatisierung von Arbeitsabläufen im Bereich der Kommunikation für Großkunden spezialisiert ist, hat weltweit 13 Tochtergesellschaften in der Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien, Großbritannien, Deutschland, Belgien, Niederlande, USA, Kanada, Australien, China und Japan, 21 Vertriebspartner und 50 Standorte. 70 Prozent des Topcall-Umsatzes entfallen auf Europa exklusive Österreich, 19 Prozent auf die Amerikas, 8 Prozent auf Österreich und 3 Prozent auf die Asien-Pazifik-Region.

Topcall befindet sich zu 81,85 Prozent in Streubesitz, wobei private Aktionäre aus Österreich, Deutschland, den Benelux-Ländern und Großbritannien überwiegen. 12,97 Prozent hält die IF-Innovationsförderungs-Privatstiftung, 5,18 Prozent hält der Investor Martin Hannah.

An die Wiener Börse begleitet wurde TopCall von der Raiffeisen Centrobank (RCB), die das Unternehmen auch weiterhin als Market Maker betreuen wird.(APA)