Die Pleiten- und Postenschacherserie um die Pensionsversicherung erreicht einen neuen Höhepunkt: Nach nur wenigen Wochen wird dort der Vertrag des Vizegeneraldirektors Reinhard Ammer aufgelöst - weil der neben seinem Pensionsjob fulltime an einer deutschen Universität unterrichtet. Es zeugt schon von besonderer Unfähigkeit, jemand in die Generaldirektion zu bestellen, der zu wenig Zeit dafür hat. Bei der Vergabe jedes kleinen Posten wird hoffentlich sorgfältiger vorgegangen. Aber offenbar hatte Schwarz-Blau es damals so eilig, den Job zu besetzen, dass für die Überprüfung des Lebenslaufs nicht wirklich Zeit aufgewendet wurde.

Galt es doch, endlich einen Kandidaten zu finden, der die Farce um Reinhart Gaugg vergessen machen sollte: Nach einer Postenvergabesitzung im FPÖ-Klub, die selbst von Jörg Haider als "Sündenfall" gegeißelt wurde, pokerte Gaugg so lange um Dienstvertrag, Gehalt, Mandat und Befreiung von der Dienstprüfung, bis er nach einer nächtlichen Autofahrt den Alkotest verweigerte und selbst von seinem Freund Sozialminister Herbert Haupt nicht mehr im PVA-Job gehalten werden konnte.

Wenn es schon nicht gelungen ist, mit Gaugg ein blaues Chefchen ins Trockene zu bringen, sollte durch die Kür des parteilosen Ammer wenigstens ein roter Vizegeneraldirektor (unter einem schwarzen General) verhindert werden. Und so ist das Chaos um die PVA-Führung auch ein Resultat der schwarz- blauen Umfärbungsaktionen in der Sozialversicherung.

Ein Chaos, das seine Fortsetzung finden könnte: Wird doch in Kürze eine Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs dazu erwartet, ob der Umbau der Pensionsdachorganisation, des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, rechtmäßig war. Oder ob auch das eine Umfärbungspleite war. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.12.2002)