Paris - Ein 21-jähriger Mann hat den französischen Präsidenten Jacques Chirac um das Recht zum Sterben gebeten. "Sie sind meine letzte Chance", schrieb der nach einem Verkehrsunfall querschnittsgelähmte, stumme und fast taube Vincent Humbert an Chirac.

Dieser zeigte sich "bewegt" von der Bitte des Unfallopfers. Der Staatschef sei "besonders sensibel für das Drama, das Vincent und seine Familie erleben", erklärte das Pariser Präsidialamt. Gesundheitsminister Jean-François Mattei bekräftigte unterdessen seine Ablehnung gegenüber jeder Form der Sterbehilfe.

Humbert verunglückte im September 2000 schwer und lag neun Monate im Koma. Das frühere Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr liegt nun in einem Krankenhaus im nordfranzösischen Berck-sur-Mer. Nach Angaben von Marie Humbert, der Mutter von Vincent, ist der junge Mann aber entschlossen zu sterben - notfalls auch in Belgien oder in der Schweiz.

"Allgemein gesehen bin ich gegen Sterbehilfe, weil sie eine schlechte Antwort auf Leiden, Einsamkeit und Verlassenheit ist", sagte Gesundheitsminister Mattei. Im konkreten Fall komme "zu der endgültigen Behinderung ein sehr großes psychologisches Leiden".

"Gewisse Fragen"

Aus Mitleid könne Vincents Anfrage "gewisse Fragen rechtfertigen". Aber wenn daraus eine allgemeine Regel werden solle, "sage ich nein", präzisierte der Minister seinen Standpunkt. Dass ein Mensch einem anderen den Tod geben könne, habe in einem Gesetzestext nichts zu suchen.

Sterbehilfe ist in Frankreich illegal. Aktives Eingreifen wird als Totschlag gewertet, passive Sterbehilfe - etwa durch Ausschalten von Maschinen - wie unterlassene Hilfeleistung. (AFP, DER STANDARD Printausgabe 19,12,2002)