Bild nicht mehr verfügbar.

Multimillionär Jan Philipp Reemtsma

Foto: Reuters/ PETER MUELLER

Aachen - Auf der Suche nach dem Millionen-Lösegeld aus der Reemtsma-Entführung haben die Ermittler den jüngeren Bruder des Drahtziehers Thomas Drach festgenommen.

Lutz Drach sei am Flughafen in Madrid bei der Ausreise nach Brasilien verhaftet worden, sagte der Aachener Oberstaatsanwalt Robert Deller am Donnerstag. Der überwiegende Teil des Lösegeldes aus der Entführung des Hamburger Millionärs Jan Philipp Reemtsmas von 30 Millionen Mark (15,3 Millionen Euro) sei aber weiterhin verschwunden.

Internationaler Haftbefehl

Nach dem 41-jährigen Lutz Drach wurde seit gut einem Jahr mit internationalem Haftbefehl gefahndet. Er wurde den Angaben zufolge bereits am 25. November in Spanien gefasst. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft einen Auslieferungsantrag gestellt.

Nach Angaben des Oberstaatsanwalts könnte es mehrere Wochen oder auch Monate dauern, bis Lutz Drach nach Deutschland überstellt wird. Die spanischen Behörden hätten noch nicht über den Auslieferungsantrag entschieden, sagte Deller. Außerdem könne Lutz Drach Rechtsmittel gegen den Antrag einlegen, was die Auslieferung und auch den Prozess gegen ihn weiter verzögern könnte. Deller geht nach eigenen Worten aber davon aus, dass seine Behörde bis Mitte kommenden Jahres Anklage erhebt. Der Prozess könnte dann möglicherweise in der zweiten Jahreshälfte beginnen.

Physiotherapeut war bei der Geldwäsche behilflich

Die Aachener Staatsanwaltschaft hatte im November 2001 ein Ermittlungsverfahren gegen Lutz Drach eingeleitet, nachdem ihnen durch einen Zufall ein Komplize der Entführer-Bande ins Netz gegangen war. Damals stellten die Fahnder 700.000 Dollar (683.000 Euro) aus dem Lösegeld sicher und nahmen einen Physiotherapeuten fest, der den Entführern laut Deller bei der Geldwäsche behilflich war.

Machenschaften aufgeflogen

Der inzwischen inhaftierte Physiotherapeut hatte sich rund 100.000 Mark (51.000 Euro) aus der erpressten Summe für eigene Zwecke abgezweigt und war gegenüber Lutz Drach in Argumentationsnot geraten, wie der Staatsanwalt ausführte. Um sich aus der Bredouille zu bringen, habe der Mann einen Überfall fingiert und sich dabei von einem Komplizen anschießen lassen. Allerdings sei der Physiotherapeut so stark verletzt worden, dass er zur Behandlung ins Krankenhaus musste. So seien dessen Machenschaften aufgeflogen. Bei der Vernehmung habe der Mann ausgesagt, Lutz Drach bereits sechs Millionen Schweizer Franken (4,1 Millionen Euro) nach Spanien überbracht zu haben.

Gewaschenes Geld

Die Ermittler gehen laut Deller davon aus, dass das Lösegeld bereits kurz nach der Entführung im März 1996 "gewaschen" wurde und demzufolge nicht mehr in Mark, sondern in Dollar, Schweizer Franken oder anderen Währungen vorliegt.

Thomas Drach war nach Südamerika geflüchtet und wurde 1997 verhaftet

Reemtsma war am 25. März 1996 in Hamburg entführt worden und kam erst nach 33 Tagen gegen die Rekord-Lösegeldsumme von 30 Millionen Mark frei. Der heute 43-jährige Thomas Drach war nach Südamerika geflüchtet, wo er Ende März 1998 festgenommen wurde. Auch sein Bruder Lutz hielt sich nach Einschätzung der Ermittler hauptsächlich in Südamerika auf.

Das Landgericht Hamburg verurteilte Thomas Drach im März 2000 zu einer Haftstrafe von 14 Jahren und sechs Monaten. Bereits im Februar 1997 waren Drach-Komplize Wolfgang Koszics wegen räuberischer Erpressung zu zehneinhalb Jahren und Mittäter Peter Richter wegen Beihilfe zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Der Mittäter Piotr Laskowski, der noch vor der Lösegeldzahlung ausgestiegen war, stellte sich selbst. Er wurde 1999 zu einer sechsjährigen Freiheitsstrafe verurteilt.." (APA)