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Foto: Reuters/ ASTRID BARTL

Jerusalem - Der österreichische Politologe Anton Pelinka hat auf einem Symposium Mitte der Woche in Jerusalem eine "seltsame" antizionistische Allianz in Österreich konstatiert. Die SPÖ-dominierte Österreichisch-Arabische Gesellschaft (GÖAB) einerseits und die FPÖ-dominierten Freundschaftsgesellschaften mit Syrien und dem Irak andererseits täten sich durch heftige und polemische Kritik an Israel hervor, sagte Pelinka.

Pelinka erwähnte in diesem Zusammenhang einen Eklat durch eine Äußerung des GÖAB-Präsidenten Karl Blecha, im vergangenen Jahr, für die sich der SPÖ-Vorsitzende Alfred Gusenbauer nach Angaben des Politologen entschuldigt habe. Sowohl Pelinka als auch Robert Wistrich, wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Österreich Studien an der Hebräischen Universität in Jerusalem, stellten eine Veränderung im antisemitischen Diskurs in Österreich fest: Sei am Anfang des 20. Jahrhunderts die Wiener Universität stark von antisemitischen Strömungen dominiert gewesen, so nehme eine solche Einstellung heute mit zunehmendem Bildungsgrad deutlich ab, sagte Pelinka.

Antisemitische Kodewörter

Wistrich stellte bei der heutigen politischen Linken in Österreich ebenfalls Antizionismus, aber weniger Antisemitismus fest. In Österreich gebe es jedoch eine kodierte Sprache des Antisemitismus, die sich in einigen Skandalen der Nachkriegszeit abbilde: im Kreisky-Peter-Konflikt der 70er Jahre, in der Waldheim-Debatte der 80er Jahren, in den Äußerungen Jörg Haiders in den Neunzigern. Pelinka nannte als Beispiel für Kodewörter "die amerikanische Ostküste", Wistrich die "Tricks" der Juden, die "reichen" Juden, sowie die "verschwörerischen und manipulierenden" Juden.

Auch die Situation in anderen europäischen Ländern wurde auf dem Symposion beleuchtet. Wistrich berichtete etwa von gemeinsamen, pro-israelischen Demonstrationen der jüdischen Gemeinde von Antwerpen mit Politikern des Vlaams Blok in Belgien. Der fremdenfeindliche Vlaams Blok benütze die jüdische Gemeinde für seinen Kampf gegen die anwachsende arabische Minderheit im Land, so der Wissenschaftler. Frankreich und Großbritannien sähen sich ebenfalls mit einer stark wachsenden moslemischen Bevölkerungsgruppe konfrontiert, London sei ein Zentrum des islamischen Extremismus.

Deutschland: "Fuchs" und Möllemann im Zentrum der "Antisemitismus-Debatte"

In Deutschland begleite das Erwachen eines neuen nationalen Bewusstseins den Antizionismus, der durch arabische Propaganda genährt, aus jedem Zwischenfall im Westjordanland oder in Gaza einen Völkermord mache, sagte Wistrich. Die Antisemitismus-Debatte konzentriere sich dementsprechend auf die Affäre um den FDP-Politiker Jürgen Möllemann und die umstrittene Lieferung von deutschen Truppentransportern an Israel.

Das Symposium "Antisemitismus und Antizionismus in Westeuropa seit dem Jahr 2000" fand ganztätig am vergangenen Mittwoch in Jerusalem unter Teilnahme von etwa 200 Personen, darunter Experten aus mehreren Europäischen Ländern statt. (APA)