Der FPÖ steht - einen Monat vor den Grazer Gemeinderatswahlen - eine neuerliche Belastungsprobe ins Haus. Der ehemalige freiheitliche Stadtrat Ferdinand Spielberger musste sich am Freitag im Grazer Straflandesgericht wegen des Verdachtes sexueller Nötigung einer Mitarbeiterin verantworten. Jene Mitarbeiterin hatte 1998 gemeinsam mit einer ebenfalls betroffenen Kollegin ein entsprechendes Protokoll verfasst. Die Affäre wurde in der FPÖ jahrelang vertuscht, ehe DER STANDARD im Sommer dieses Jahres den Inhalt dieses Protokolls veröffentlichte.

Spielberger wird darin vorgeworfen, zumindest eine der beiden Frauen massiv sexuell belästigt zu haben. Der Expolitiker bestritt am Freitag vor Richterin Karin Kohlroser sämtliche Vorwürfe und erklärte sich zum Opfer einer innerparteilichen Intrige. Dahinter vermutet Spielberger indirekt die jetzige Staatssekretärin Mares Rossmann. Der Prozess wurde vertagt, die FP-Politikern muss zur Aufklärung der Affäre im Februar in den Zeugenstand.

Politische Brisanz erhielt der erste Verhandlungstag am Freitag durch die Aussage Spielbergers, er habe das belastende Protokoll seinerzeit im Beisein des Grazer Vizebürgermeisters Peter Weinmeister vom damalige Parteichef und späteren Minister, Michael Schmid, "auf den Tisch geknallt bekommen". Weinmeister, der mitten im Wahlkampf steht, hatte hingegen stets bestritten, von der Sache gewusst zu haben. Nur "Gerüchte" seien zu ihm gedrungen.

Für Spielbergers Verteidiger ist die Affäre nur "eine aufgebauschte Geschichte". Spielberger habe zwar eine "unangemessene Beziehung" zu einer der Mitarbeiterinnen unterhalten, aber schon mit dem Verlust seiner politischen Ämter bezahlt. Zweck des Protokolls sei gewesen, Spielberger "abzuschießen", den Frauen sei "eingeflüstert worden". (DER STANDARD, Printausgabe 21./22.12.2002)