Preßburg - Die Spannung in der größten slowakischen Oppositionspartei Bewegung für eine Demokratische Slowakei (HZDS) wächst, und die parteiinternen Kritiker von Ex-Präsident Vladimir Meciar in der HZDS-Parlamentsfraktion sprechen offen über eine mögliche Spaltung der Partei. Meciar mobilisiert wiederum Bezirksfunktionäre und Aktivisten. Bei dem Vorweihnachtstreffen der HZDS-Bezirksfunktionäre im mittelslowakischen Städtchen Sielnica ersuchte Meciar diese um Unterstützung "im Ringen um die Einheit der Partei".

Parteineugründung als Option

Dem Vernehmen nach unterstützt die Mehrheit der Kreis- und Bezirksfunktionäre Parteichef Meciar. "Wir müssen uns beglückwünschen, dass die HZDS noch da ist und lebt. Das Ausscheiden einiger Mandatare unter der Führung von (Vize-Parteichef) Vojtech Tkac wird für die HZDS nichts Tragisches bedeuten", sagte HZDS-Generalsekretärin Eva Antosova. Die Kritiker Meciars in der HZDS-Parlamentsfraktion haben dem Vernehmen nach die Entscheidung getroffen, im Jänner die HZDS zu verlassen. Sie erwägen auch die Gründung einer neuen Partei. Die HZDS ist im Parlament durch 36 Mandatare vertreten, zehn von ihnen haben in den letzten Wochen eindeutig ihre kritische Position gegenüber Meciar geäußert.

Die "Schwächeren aus Partei hinausjagen"

Die Tageszeitung "Pravda" (Freitagsausgabe) meint jedoch, dass die Meciar-Kritiker politisch zu schwach sind, um eine aktionsfähige Partei mit Massenunterstützung auf die Beine stellen. "Es ist wahrscheinlich, dass Meciar seine Kritiker in zwei Gruppen teilen wird - mit der stärkeren wird er einen Kompromiss eingehen und die schwächere Gruppe wird er einfach aus der Partei hinausjagen", prophezeit die Zeitung. Laut "Pravda" sind die HZDS-Mitglieder "mit einem miserablen Dilemma" konfrontiert: "Mit Meciar wartet auf sie immer die schlechtere Zukunft. Ohne Meciar haben sie keine Zukunft." (APA)