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2003 beginnt das Wettrennen zum Mars.

Foto: APA/EPA

Wien/Washington/Paris - Für die Raumfahrt steht das Jahr 2003 im Zeichen eines Wettlaufs zwischen den USA und Europa zum Roten Planeten: Sowohl die US-Raumfahrtbehörde Nasa als auch die Europäische Weltraumorganisation Esa (Hauptsitz in Paris) starten gegen Ende Mai eigene Missionen: die Amerikaner die "Mars Exploration Rover Mission", die Europäer den "Mars Express".

Beide sollen den Mars zum Jahreswechsel 2003/04 erreichen und Landungskapseln absetzen: die Esa will mit dem stationären Labor "Beagle II" die Marsoberfläche erforschen, die Nasa mit zwei mobilen Rovern. Hauptziel beider Missionen ist die Suche nach Wasser.

Die Auswahl des Zeitraums nutzt die Gunst einer großen Annäherung zwischen Erde und Mars in diesem Jahr. Rudolf Schmidt, der aus Österreich stammende Leiter des Esa-Projekts, nennt das Startfenster 23. Mai bis 21. Juni für den "Mars Express". Gestartet wird mit einer russischen So-jus-Rakete von Baikonur (Kasachstan) aus.

Die USA schicken ihre beiden Mars-Rover in zwei getrennten Raketen zum Mars, wohl auch, um bei einer Panne einen Totalverlust der Mission zu vermeiden: Die erste US-Rakete, eine Delta II, soll zwischen 30. Mai und 16. Juni abheben, die zweite zwischen 25. Juni und 12. Juli.

Esa schneller

Weil die Esa die stärkere Rakete verwendet, wird "Mars Express" früher als die US-Missionen am Mars eintreffen. Der große Unterschied zwischen den beiden Missionen: Der europäische "Beagle II" ist ein stationäres Gerät, sein Roboterarm und ein "Maulwurf" genannter kleiner Bohrer haben einen Aktionsradius von maximal zwei Metern. Die beiden US-Rover dagegen können theoretisch bis zu rund 100 Meter pro Tag zurücklegen.

Laut Schmidt hat sich die Esa aus finanziellen Gründen für ein stationäres Marslabor entschieden. Er beziffert die Kosten (Satellit inklusive Start) mit 200 Millionen Euro, dazu kommt die wissenschaftliche Nutzlast am Satelliten sowie der "Beagle II" mit jeweils rund 60 Millionen Euro. Damit wendet die Esa nur etwa die Hälfte dessen auf, was die Nasa in die Rover steckt. Die beiden Marsmobile kosten laut Schmidt rund 700 Millionen Euro, nicht eingerechnet sind dabei die Startkosten.

Beide Raumfahrtagenturen erhoffen sich von ihren Missionen endlich konkrete Hinweise auf die große Frage, ob es jemals tatsächlich Wasser am Mars gegeben hat. Verbunden damit ist natürlich auch die Frage, ob es jemals Leben am Mars gegeben hat.

Sollte Wasser gefunden werden, wäre das ein entscheidender Vorteil für eine künftige bemannte Marsmission. Menschen zum Mars zu bringen ist - trotz schwindender Budgets - nach wie vor die Marschroute für die Nasa. Erst kürzlich hat das "Nasa Exploration Team" Pläne für eine Raumstation präsentiert, die als Sprungbrett für bemannte Missionen dienen könnte.

Psychische Probleme

Nicht nur Finanzexperten sehen dabei aber große Probleme. Die Isolation der Astronauten ist nach Einschätzung des Kölner Raumfahrtmediziners Rupert Gerzer das schwerwiegendste Problem neben der Finanzierung. Schon bei Flügen von fünf Monaten zeigten die Raumfahrer Tendenzen, sich wie Eremiten zu verhalten, sagte er. Eine Marsmission würde mindestens zwei Jahre dauern. "Allein das Lebenserhaltungssystem, genügend Lebensmittel und Wasser stellen hohe Anforderungen", sagt Gerzer.

Dazu kommt, dass Astronauten bei längerem Aufenthalt im Weltraum höchst gefährlichen kosmischen Strah- lungen ausgesetzt sind, gegen die man sich nur schwer abschirmen kann. Messungen in der internationalen Raumstation ISS haben ergeben: Der strahlensicherste Ort ist das ziemlich in der Mitte der Station eingebaute Klosett. (Klaus-Peter Schmidt/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4. - 6. 1. 2003)