Wien - Auch in der Museumsarbeit "Themen erspüren, die die Menschen bewegen", will Wolfgang Kos, der ab 1. April 2003 die Leitung der Museen der Stadt Wien vom scheidenden langjährigen Direktor Günter Düriegl übernehmen wird. Die Stimme des studierten Historikers führte viele Radio-Fans durch das "Popmuseum" und die "Spielräume", auch an die - zu Jahresbeginn 2002 ausgegliederten - Museen der Stadt Wien wird er "mit der fragenden Neugierde eines Publizisten herangehen": Ein Museum "ist kein statischer Ort und muss sich mittels selbst gesetzter Themen und originärer Themen immer wieder neu erfinden".

Hot Spots

Verstaubt, versteckt, nicht zeitgemäß in der Präsentation seien die vielfältigen Häuser der Museen der Stadt Wien, wurde vor der Neubestellung ihres Leiters vermehrt Kritik laut. Dem Historischen Museum "endlich der internationalen Bedeutung der Sammlung" entsprechende Ausstellungsräume zu verschaffen, habe "absolute Priorität" in der künftigen Arbeit, meint Kos. Schließlich gehe es darum, mit innovativen Präsentationsformen eine zeitgemäße Darstellung der Geschichte einer Stadt zu ermöglichen.

Wobei sich der medienerfahrene Historiker anstelle einer kompletten Abhandlung der Stadtgeschichte den Focus auf die "heißen Zonen der Geschichte, wo sich Grundlegendes verändert hat", legen will. "Es gibt nicht die eine Stadt", sondern "unendlich viele Lesarten und Darstellungsmöglichkeiten. Wenn das aus meiner Arbeit klar wird, dann ist das schon viel".

Werdegang

Der am 12. 5. 1949 in Mödling geborene Radiomacher und Ausstellungskurator Kos gilt als Generalist. Der für fünf Jahre bestellte neue Museumsdirektor machte sich u.a. mit den Ausstellungen "Die Eroberung der Landschaft" und "Alpenblick" als Kurator einen Namen und hat an der Universität Wien einen Lehrauftrag. Mit Jahresende will Kos beim ORF kündigen und nur noch gelegentlich für das Radio arbeiten.

Der "historische Moment der Ausgliederung" sei "geradezu eine Verpflichtung, das Museum als eigenständigen kulturellen Player zu etablieren", dessen Programm in der Wiener Museumslandschaft eine klar definierte Position einnimmt. Konkrete Pläne sind Kos, der sich "zwischen Enthusiasmus und Realitätsschock" befindet, kaum zu entlocken. "Ich spreche immer nur in Hoffnungen", so der Optimist (Eigendefinition) Kos, der das Museum weder als "Selbstbedienungsladen für Lobbyisten" sehen noch sich von den "drohenden" Jubiläen das Programm diktieren lassen will.

Projekte

Mit den bisher bekannten Ausstellungsvorhaben des nächsten Jahres, zur Sammlung Serge Sabarsky und zu Helmut Qualtinger, hat Kos noch nichts zu tun. "Wenn ich meine Tätigkeit aufnehme, beginne ich für den Zeitraum ab 2004 zu planen". Die immer wieder angedachte Kooperation mit dem Künstlerhaus, wo im Zuge eines Ausbaues "exzellente Ausstellungsräume" hinzugewonnen werden sollen, "scheinen sich auch bei den verantwortlichen Politikern zu konkretisieren, so dass man da auf Verwirklichung hoffen kann".

In Zukunft will Kos in einem "Universalmuseum allerbester Tradition" auch "verstärkt große Ausstellungen" erarbeiten. "Damit meine ich jedoch nicht Blockbuster-Schauen, sondern in einem großen Bogen konzipierte interdisziplinäre Projekte mit nachhaltiger Wirkung". Das Museum mit seiner "imposanten" Sammlung müsse ein "kulturelles Relais zwischen der Wiener Kultursituation und der internationalen Wahrnehmung sein", kein "übergroßes Heimatmuseum". Basis hiefür sei neben "aktuellen Themen auch die Darstellung der Geschichte im Vergleich mit anderen Städten, in ständigem Dialog mit der eigenen Sammlung".

Ich will, wo immer er auch noch sein möge, den offiziösen Geruch durch Frischluft ersetzen"

Die besondere Position der Museen der Stadt Wien könnte darin liegen, "die Kunstwerke nicht nur als Kunstwerke zu zeigen, sondern sie in einen kulturellen, gesellschaftlichen, sozialgeschichtlichen Kontext zu stellen, in ein gesamtheitliches Erlebnispanorama. Ich will, wo immer er auch noch sein möge, den offiziösen Geruch durch Frischluft ersetzen." (APA)